Die Entwicklung des Gehirns

Wenn Sie wissen, was im Kopf Ihres Kindes gerade alles vor sich geht, werden Sie auch Verständnis für sein Verhalten haben.

strahlendes Gehirn

Achtung, Baustelle: Die Entwicklung des Gehirns

Vielleicht fragen Sie sich auch manchmal, was wohl im Kopf Ihres Kindes alles vor sich geht. Denn oft können Sie sein Verhalten und seine Launen einfach nicht nachvollziehen. Mal ist es total glücklich und aufgekratzt, im nächsten Moment niedergeschlagen und antriebslos. Und das ist nicht verwunderlich, denn im Kopf Ihres Kindes verändert sich gerade einiges. Sein Hirn programmiert sich neu – sozusagen ein Software-Update für den Kopf bei laufendem Betrieb. Vielleicht hilft es, das Verhalten Ihres Kindes besser zu verstehen und zu akzeptieren, wenn Sie wissen, was in seinem Gehirn und Körper gerade alles passiert.

Früher machte man für die seelischen Veränderungen der Pubertät allein die Hormone verantwortlich (siehe auch Elternbrief 39). Heute wissen wir, dass es vor allem die Umbauprozesse im Gehirn sind, die eine große Rolle spielen. Genau während der Pubertät wächst das Gehirn noch einmal enorm. Das Innere des Kopfes gleicht sozusagen einer Großbaustelle. Das limbische System, das für die Emotionen verantwortlich ist, reift schneller als der vordere Teil des Gehirns. Die Gefühle übernehmen somit die Führung. Mädchen und Jungen treffen in dieser Zeit vermehrt risikoreiche Entscheidungen, entdecken die eigene Sexualität und befinden sich im Gefühlschaos.

Vielen Jugendlichen fällt es daher schwer vorauszuplanen und abzuschätzen, welche Folgen ihr Handeln hat. Sie begehen eher mal Dummheiten, über die Sie als Eltern nur den Kopf schütteln können. Mit dem Fahrrad über einen breiten Graben springen? „Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Wahrscheinlich nichts, denn der sogenannte Präfrontalcortex im Gehirn, der Menschen befähigt, längerfristig zu planen und abzuwägen, ist bei den Jugendlichen noch nicht komplett ausgebildet. Viele leben daher im Hier und Jetzt und brauchen häufig noch die Unterstützung ihrer Eltern, die sie beispielsweise an die Hausaufgaben oder die anstehende Schularbeit erinnern. Denn auch wenn Ihr Kind an all diese Dinge früher bereits gedacht hat, kann es sein, dass es nun zu zerstreut dafür ist.

Eine weitere Folge der Umbauarbeiten im Gehirn ist, dass Kinder nun länger wach bleiben. Ursache dafür ist, dass das Einschlafhormon Melatonin erst später am Abend ausgeschüttet wird. Den Jugendlichen fällt es dadurch schwerer einzuschlafen, gleichzeitig brauchen sie aber ausreichend Schlaf, um morgens früh aufzustehen und in die Schule zu gehen. Schlafmangel wiederum kann dazu führen, dass Ihr Kind gereizt ist. Achten Sie daher bestenfalls darauf, dass Ihr Kind kurz vor dem Schlafengehen keine digitalen Medien mehr nutzt. Das hilft ihm dabei, langsam zur Ruhe zu kommen und besser in den Schlaf zu finden.

Gut zu wissen: Dopamin als „Botenstoff des Glücks“

Wenn wir verliebt sind, ein Erfolgserlebnis haben oder vielleicht auch nur ein Stück Schokolade essen, wird in unserem Körper das Hormon Dopamin ausgeschüttet und wir empfinden Glücksgefühle oder auch einen Kick. Als Erwachsene macht uns vielleicht schon ein schöner Spaziergang in der Sonne glücklich. Jugendliche verfügen allerdings über weniger Dopaminrezeptoren im Gehirn. Daher brauchen sie stärkere Auslöser für diese Hochstimmung. Rezeptoren sind die Andockstellen im Gehirn, an denen das Dopamin gebunden wird und so ein Glücksgefühl auslöst. Deshalb gehen Jugendliche eher Risiken ein, und es wird nicht nur eine Stunde gezockt, sondern die ganze Nacht. Aus diesem Grund sind Mutproben, die Suche nach Aufregung und dem körperlichen Kick so anziehend.

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