Umbruch - Familie in der Pubertät

Keine Panik vor der Pubertät: Wie Eltern und Kinder gemeinsam diese entscheidene Entwicklungsphase meistern.

Ein Segelboot bei Seegang

Erwachsenwerden: Leben heißt Veränderung

Die meisten Eltern machen sich viele Gedanken über die kommende Entwicklungsphase ihres Kindes: Was erwartet uns, wenn unser Kind pubertiert? Haben wir dann nur noch Ärger, Streit und Krisen in unserem Alltag? Wie wird unsere Beziehung zueinander sein?

Es hilft sicherlich, wenn Sie sich erst einmal bewusst machen, dass die Pubertät eine unausweichliche und wichtige, ja sogar lebensnotwendige Phase auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist. Es stehen einige, vor allem körperliche Veränderungen an. Und das ist wichtig, denn ohne Veränderungen findet keine Entwicklung statt. Zudem wird Ihr Kind selbstständiger, und Sie dürfen immer mehr loslassen. Mitunter kann es in dieser Phase zu Konflikten kommen, und nicht immer verläuft die Entwicklung harmonisch. Aber: Die Pubertät und das Erwachsenwerden im Allgemeinen, die sogenannte Adoleszenz, sind viel besser als ihr Ruf. Untersuchungen haben festgestellt: Die Mehrzahl der Jugendlichen bewältigt die anstehende Loslösung von den Eltern ohne zermürbende Dauerkonflikte oder tiefgreifende Entfremdung vom Elternhaus. Die Eltern bleiben auch während der Pubertät wichtige Bezugspersonen. Wenn Sie eine gute Beziehung zu Ihrem Kind haben, dann bleibt sie in der Regel auch gut, aber sie verändert sich.

Schiff ahoi: Auf in eine neue Welt

Die Zeit des Erwachsenwerdens ist eine Phase inneren und äußeren Aufruhrs. Ihr Kind verspürt nun Gefühle, die es vorher nicht kannte. Damit müssen die jungen Menschen erst einmal lernen umzugehen. Auf der anderen Seite versuchen sie, sich von ihren Eltern abzunabeln. Sie wollen erwachsen und eigenständig sein, sind es aber noch längst nicht und brauchen daher Unterstützung. Sie stehen vor der großen Aufgabe, ihre kindliche emotionale Bindung an ihre Eltern zu lösen. Dabei schießen sie auch mal übers Ziel hinaus.

Mit der Loslösung des Kindes und seiner wachsenden Selbstständigkeit verändert sich auch Ihre persönliche Lebenssituation. Sie können sich wieder mehr Ihren eigenen Interessen zuwenden. Auf der einen Seite haben Sie nun wieder etwas mehr Zeit für sich, andererseits kann diese Zeit auch sehr fordernd sein. Als Alleinerziehende*r, aber auch in der Partnerschaft muss jede*r sich selbst ein Stück weit „neu erfinden“ und sich ähnlichen Fragen stellen wie das Kind: „Was sind meine Bedürfnisse?“ und „Was erwartet mich noch im Leben?“ Das Loslassen gehört demnach zu den neuen Entwicklungsaufgaben von Eltern in dieser Zeit. Dieser Umstand ist teilweise gar nicht so einfach und erfordert auch für Eltern ein Umdenken und Sortieren der eigenen Gefühle. Im Grunde genommen „pubertiert“ also die ganze Familie.

Jugendliche pendeln zwischen Freiheitsdrang und familiärer und kindlicher Sicherheit. Sie können gut in die Welt hinausgehen, wenn sie das Gefühl haben, in kritischen Situationen Halt und Orientierung von ihren Eltern zu bekommen. Die schwierigste Herausforderung für Sie ist herauszufinden, was Ihr Kind wann gerade braucht und wie Sie darauf eingehen können. Nicht nur Ihr Kind, sondern auch Sie als Eltern stehen vor einem Umbruch. Zwischen Halten und Loslassen, zwischen Grenzen setzen und Freiheiten geben, zwischen alten und neuen Vereinbarungen – es scheint, als müsste alles in ein neues Gleichgewicht gebracht werden.

Nehmen Sie daher die folgenden Tipps als gedankliche Vorbereitung auf die kommenden Veränderungen in Ihrem Familienleben.

Halt und Orientierung

Jugendliche brauchen Eltern, die

  • sich für sie interessieren,
  • weiterhin klar zu ihren eigenen Vorstellungen und Werten stehen,
  • imstande sind, Grenzen zu ziehen und Ansprüche zu formulieren und
  • ihrem Kind zeigen, dass sie nicht alles mögen, was es tut, aber dass sie es mögen, wie es ist.

Loslassen

Jugendliche brauchen Eltern, die ihnen zugestehen, dass sie

  • Raum für Eigenständigkeit brauchen,
  • eine Entwicklung nehmen, die von den Erwartungen der Eltern abweichen kann,
  • sich zeitweise „abschotten“ und
  • Probleme selbstständig lösen können.

Tipp: Wenn Sie getrennt erziehen, kann es sein, dass die aktuelle Umgangsregelung nicht mehr zu den Bedürfnissen Ihres Kindes passt. Setzen Sie sich daher, wenn möglich, gemeinsam mit Ihrem Kind zusammen und besprechen Sie, ob die Aufteilung verändert und angepasst werden sollte. Scheuen Sie sich nicht, Rat und Unterstützung in einer der Erziehungsberatungsstellen zu holen.

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