Sprechen und Hören

Kinder lernen das Sprechen am besten, wenn sie mit den Wörtern Handlungen verknüpfen. Doch manchmal verzögert sich die Sprachentwicklung auch aus einem ganz bestimmten Grund.

Kleines Mädchen hält Schuh in der Hand und sagt "Sssuu"

Körpersprache: Mit Händen und Füßen sprechen lernen

Der Wortschatz der meisten Kinder wird nun von Tag zu Tag größer und umfasst etwa 200 Wörter. Ihr Kind beginnt bereits damit, kurze Dreiwortsätze zu bilden. Einige Buchstaben können Zweijährige oft noch nicht richtig aussprechen. Daher lassen sie manche Laute einfach weg oder vereinfachen sie. So wird aus „groß“ einfach „doos“, aus dem Schuh ein „Ssu“ oder aus einer Gabel die „Dabel“. Wiederholen Sie dann einfach, was Ihr Kind gesagt hat: „So groß bist du, hast deine Schuhe schon alleine angezogen!“ Das hat zwei Vorteile: Ihr Kind fühlt sich verstanden und lernt, wie die Wörter richtig klingen. Auf diese Weise entsteht ein „Gespräch“ zwischen Ihnen beiden.

Wenn Ihr Kind aufgrund einer Entwicklungsverzögerung oder Behinderung (noch) keine Wörter spricht, werden Sie vermutlich feststellen, dass es jedoch an den gesprochenen Wörtern interessiert ist. Es bringt auf andere Art und Weise zum Ausdruck, was ihm gefällt oder nicht, ob es ihm gut oder nicht so gut geht und was es in seiner Umgebung wahrnimmt. Im Kontakt miteinander zu sein und sich über die Welt auszutauschen, umfasst viel mehr als einzelne Wörter.

Die meisten Kinder lieben jetzt Spiele, bei denen ausgiebig gesagt wird, was gerade passiert. Oder sie reden auf ihre Stofftiere ein. Manchmal sind sie auch ganz vertieft in Selbstgespräche. Und immer häufiger werden Sie schmunzelnd feststellen, dass Ihr Kind Redewendungen von Ihnen übernimmt und plötzlich vielleicht „Mega!“ sagt oder was auch immer gerade Ihr Lieblingsausdruck ist. Kinder sind eben supertolle Nachmacher.

Wir Menschen benutzen aber nicht nur Wörter, um uns mitzuteilen, sondern reden sprichwörtlich mit Händen und Füßen. Auch bei Ihrem Kind können Sie beobachten, dass die sprachliche Entwicklung eng mit der körperlichen zusammenhängt. Dadurch, dass Kinder Dinge nicht nur hören, sondern selbst tun, können sie die Informationen im Gehirn besser abspeichern und lernen so leichter.

Sprechen Sie daher viel im Alltag darüber, was Sie gerade tun. „Jetzt ziehen wir die Jacke an und machen einen Spaziergang.“ „Du gähnst ja, vielleicht bist du müde.“ „Das ist eine tolle blaue Farbe, ich mag Blau.“ Wenn Sprache mit einer Handlung verknüpft ist, fällt es Ihrem Kind leichter, sich diese Wörter zu merken. Das ist ähnlich wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Nur Vokabeln pauken reicht oft nicht aus, aber sobald man die fremde Sprache im Alltag benutzen muss, lernt man viel leichter.

Manchmal ist Ihr Kind sehr ins Spiel vertieft. Dann können Sie es einfach still beobachten. Sucht Ihr Kind aber Kontakt, antworten Sie ihm. Vielleicht reicht ein nettes Wort oder ein liebevoller Blick, der Ihrem Kind zeigt: Ich werde gesehen.

Ohne Worte? Was tun, wenn das Kind nicht spricht

Auch das Sprechen lernen Kinder in ihrem eigenen und oft sehr unterschiedlichen Tempo. Wenn Ihr Kind mit zweieinhalb Jahren nur wenige Wörter sagt, ist das daher kein Grund zur Beunruhigung. Es gibt Kinder, die erst sehr spät sprechen, jedoch bereits viel verstehen. Diese sogenannten Latetalker machen dafür später umso schnellere Fortschritte, da sie bereits viele Wörter abgespeichert haben.

Sollten Sie sich über die Sprachentwicklung Ihres Kindes Sorgen machen, holen Sie sich ärztlichen Rat. Eine Ursache dafür könnte nämlich sein Gehör sein. Wenn ein Kind zum Beispiel schon viele Infekte hatte oder aber den Mund nie richtig schließt, um den Druck auf den Ohren auszugleichen, könnte es sein, dass es nicht richtig hört. Gutes Hören ist eine wichtige Voraussetzung, um sprechen zu lernen. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt überweist bei Bedarf an eine fachärztliche Praxis. Sollte tatsächlich ein Hörproblem vorliegen, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Und je früher diese beginnen, desto besser.

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