Mitverantwortung – Zusammenleben mit Teenagern

Das Zusammenleben mit einem Jugendlichen fühlt sich manchmal an wie in einer Wohngemeinschaft. In welcher Form sollten sich Teenager im Haushalt und finanziell beteiligen?

Mädchen im Rollstuhl belädt eine Waschmaschine mit einer Socke.

Sturmfrei-Party: Jugendliche allein zu Hause

Neben Jugendfreizeiteinrichtungen gibt es nur wenige Räume, in denen sich Jugendliche konsumfrei treffen können. Gaststätten und Clubs sind teuer, und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich viele junge Menschen in München in öffentlichen Parks, an der Isar, an Bushaltestellen oder in Fast-Food-Restaurants aufhalten. Eine andere Möglichkeit ist es, zu Hause mit Freund*innen im eigenen Zimmer abzuhängen. Ob und in welcher Form Sie das zugestehen, sollten Sie mit Ihrem Kind besprechen. Wenn es Bekannte zu Besuch hat, klären Sie im Vorfeld, welche Räume sie nutzen dürfen, wie laut es maximal sein darf und auch, dass Ihr Kind sich anschließend ums Aufräumen und Saubermachen kümmert. Klären Sie auch, ob zum Beispiel Alkohol getrunken werden darf. Sicher ist es für Ihren Teenager auch ein schönes Gefühl, wenn Sie sich freuen, dass auch Freund*innen sich bei Ihnen wohlfühlen, und wenn Sie Ihrem Kind das Vertrauen entgegenbringen, dass es sich verantwortungsbewusst verhält.

Vereinbarte Regeln sollten auch dann gelten, wenn Sie nicht zu Hause sind und Ihr jugendliches Kind vielleicht eine Sturmfrei-Party veranstaltet. Oft laufen Sturmfrei-Partys reibungslos ab, und das größte Problem am nächsten Morgen ist ein klebriger Küchenboden. Es kann aber auch passieren, dass das Fest aus dem Ruder läuft. Es könnten Leute auftauchen, die nicht eingeladen waren, harten Alkohol und Drogen mitbringen oder sonst irgendwie über die Stränge schlagen. Klären Sie zuvor mit Ihrem Teenager genau, was in dem Fall zu tun ist, und seien Sie selbst telefonisch erreichbar.

Alle packen mit an: Was Jugendliche im Haushalt tun sollten

Ihr Familienleben verändert sich mit einem Teenager im Haus. Aus dem Eltern-Kind-Verhältnis wird immer mehr eine Beziehung auf Augenhöhe. Doch mit dem langsamen Erwachsenwerden Ihres Kindes kommen nicht nur neue Freiheiten, sondern auch mehr Mitverantwortung auf es zu. Denn Sie als Eltern fragen sich zu Recht: Warum sollten Sie immer noch das Jugendzimmer aufräumen oder die Wäsche waschen? Auch, wenn Sie all diese Dinge gerne tun, weil Sie Ihr Kind nach wie vor umsorgen möchten, ist es höchste Zeit, gewisse Aufgaben und Verantwortungen abzugeben. Ihr Kind wird anfangs vielleicht nicht sonderlich begeistert davon sein, Dinge zu übernehmen, die Sie ihm bislang immer abgenommen haben. Langfristig wird es aber davon profitieren. Als Erwachsene müssen sich Jugendliche schließlich auch um das eigene Leben, den Müll, die Wäsche und die Einkäufe kümmern. Da ist es eine gute Übung, damit schon als Teenager zu beginnen. Das entlastet nicht nur Sie als Eltern, sondern unterstützt Ihr Kind auch auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Wie Sie Ihr Familienleben organisieren, wer welche Aufgaben übernimmt, ist natürlich ganz Ihnen überlassen. Setzen Sie sich als Familie gemeinsam an einen Tisch und sprechen Sie darüber, wie Sie Ihr Zusammenleben gestalten möchten. Ihr Teenager sollte zum Beispiel für die Sauberkeit seines eigenen Zimmers verantwortlich sein. Auch wenn das bedeutet, dass der Raum nie so ordentlich ist, wie Sie es vielleicht gerne hätten. 16-Jährige sind aber körperlich durchaus in der Lage, auch anspruchsvollere Aufgaben im Haushalt zu übernehmen.

Auch Jugendliche mit Behinderung oder Einschränkungen sollten ihren Fähigkeiten gemäß Aufgaben übernehmen. Dies ist enorm wichtig für ihre spätere Selbstständigkeit oder das Leben in einer Wohngruppe.

Kommunizieren Sie auch Ihre eigenen Bedürfnisse. Wo wünschen Sie sich als Mutter oder Vater Entlastung? Welche Sorgearbeit möchten Sie weiter übernehmen?

Vollpension: Sollten sich Jugendliche am Haushaltseinkommen beteiligen?

Ob Nebenjob oder Ausbildung: Mit 16 Jahren verdienen einige Jugendliche bereits ihr eigenes Geld, wohnen aber noch bei den Eltern. Sollten sie daher einen Teil ihres Einkommens zu Hause abgeben? Diese Frage sollte jede Familie für sich klären, denn eine gesetzliche Regelung dazu gibt es nicht. Wenn das Geld insgesamt knapp ist, ist ein kleiner Beitrag des Jugendlichen, falls er oder sie über eigenes Einkommen verfügt, für Unterkunft und Lebensmittel sinnvoll und eine Entlastung für die Familie.

Wenn Ihre Familie auf das Geld des Jugendlichen nicht angewiesen ist, kann die Abgabe eines symbolischen Betrags von wenigen Euro unter diesen Umständen trotzdem sinnvoll sein. Denn so lernen Jugendliche, für den Lebensunterhalt ein Stück weit selbst aufzukommen und einen eigenen Beitrag zu leisten. Sie könnten das Geld auch anlegen und später an das Kind zurückgeben, wenn es zum Beispiel den Führerschein machen oder Möbel für die erste eigene Wohnung kaufen möchte.

Jugendliche, die noch kein eigenes Geld verdienen, erhalten meist ein Taschengeld von den Eltern. Mit 16 Jahren liegt die empfohlene Höhe zwischen 50 und 60 Euro im Monat. Dieser Wert dient aber nur zur Orientierung und sollte sich auch danach richten, was mit dem Taschengeld selbst finanziert werden sollte (zum Beispiel Kosmetik, Freizeitaktivitäten, Modeartikel) und welche Dinge Sie als Eltern übernehmen (zum Beispiel Materialien für Schule, Kleidung, Essen). Weitere Infos zum Thema Taschengeld erhalten Sie auch hier:

Gut zu wissen:

Kinder, deren Eltern Bürgergeld beziehen, können ihr Einkommen aus Schülerjobs bis zur Verdienstgrenze für Minijobs von 520 Euro komplett behalten, ohne dass sich die Sozialleistungen reduzieren. Einnahmen aus Ferienjobs werden ebenfalls nicht verrechnet.

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