Schulprobleme in der Pubertät

Statt zu lernen sind gerade andere Dinge für Ihr Kind viel wichtiger. Was die Gehirnentwicklung damit zu tun hat und wie Eltern sich verhalten können.

Kind liegt auf dem Wort "Gleich!"

Null Bock auf Schule: Wenn alles andere wichtiger ist

Dass die Noten während der Pubertät schlechter werden, ist ganz normal. Die Pubertät ist eine entscheidende Entwicklungsphase, die Jugendliche viel Energie kostet. Sie sind einfach mit (für sie) viel wichtigeren Dingen beschäftigt. Sie als Eltern sehen das vermutlich teilweise anders. Auseinandersetzungen und Streit sind daher vorprogrammiert.

Der Stress kann schon am frühen Morgen beginnen, weil Ihr Kind nicht aus dem Bett kommt, das Pausenbrot auf dem Küchentisch liegen bleibt und der Sportbeutel für den heutigen Unterricht nirgendwo aufzufinden ist. Am Nachmittag bleiben wiederholte Aufforderungen, doch endlich Englisch für die anstehende Schulaufgabe zu üben, einfach ungehört, werden allenfalls mit einem „Gleich!“ oder „Ist doch meine Sache!“ kommentiert. Jugendliche und Eltern sehen Schule und alles, was damit zusammenhängt, einfach aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Teenager leben und denken vor allem in der Gegenwart.

Bereits in Brief 40 haben wir Sie über die Umbauprozesse im Gehirn Ihres Kindes und auch über die Hormonausschüttung informiert. Diese sind jetzt in vollem Gange. Sie hindern Teenager daran, rechtzeitig zu schlafen, früh aufzustehen, vorausschauend zu denken und zu planen sowie Konsequenzen richtig abzuschätzen. Das bedeutet: „Ich will heute leben, heute meinen Spaß haben“, aber auch: „Ich muss heute über mich nachdenken. Ich habe heute Probleme mit mir. Ich brauche heute die Anerkennung meiner Freund*innen.“

Diskussionen und Druck lösen die oben genannten Probleme daher nicht. Ziel ist es, dass Kinder dennoch lernen, Verantwortung für ihre schulischen Angelegenheiten zu übernehmen. Für Sie als Eltern ist daher die wichtigste Aufgabe, Ihrem Kind diese Verantwortung zu überlassen. Sicher ist auch die Hilfe der Eltern gefragt, allerdings nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Mischen Sie sich nur ein, wenn Sie um Unterstützung gebeten werden. Sie können unterstützen, indem sie Hilfe zur Selbsthilfe anbieten: Sie können sich beispielsweise dazu bereit erklären, Vokabeln abzufragen oder mathematische Formeln zu erklären. Dies hängt sicher auch davon ab, wo Sie selbst Ihre Stärken und Schwächen haben. Wichtig ist: Zeigen Sie Interesse und stärken Sie so das Vertrauen Ihres Kindes in seine eigene Lern- und Leistungsfähigkeit!

Gut zu wissen: Schule schwänzen

Jedes Kind hat mal keine Lust auf die Schule. Ein paar Stunden ausfallen zu lassen und mit Freund*innen abzuhängen oder auszuschlafen, ist doch nicht so schlimm, das machen doch alle mal, oder etwa nicht? In Deutschland ist die Schulpflicht klar geregelt. Sie dauert in der Regel zwölf Jahre (neun Jahre Vollzeitschulpflicht und drei Jahre Berufsschulpflicht). Schulpflichtige ab dem 14. Lebensjahr sind strafmündig und können selbst gegen die Schulpflicht verstoßen, insbesondere, wenn sie unerlaubt vom Unterricht und verbindlichen Schulveranstaltungen fernbleiben. Es drohen Bußgelder oder auch Sozialstunden:

Es gibt durchaus Situationen, in denen Jugendliche aus anderen Gründen dem Unterricht fernbleiben: Stress und Sorge vor Schulaufgaben und dem Leistungsdruck, Überforderung, Ärger mit den Lehrer*innen oder Mobbing. Auch familiäre Probleme und Nöte oder Stress im Freundeskreis können dazu führen, dass die Schule in den Hintergrund rückt. Oft klagen die Jugendlichen über Schmerzen und Unwohlsein, um mit Erlaubnis der Eltern zu Hause der Situation in der Schule aus dem Weg zu gehen. Oder sie verbringen ohne Wissen der Eltern den Tag im Park oder im Einkaufszentrum anstatt im Klassenzimmer.

In Fällen von Schulängsten, Schulvermeidung beziehungsweise -verweigerung hilft die schulärztliche Sprechstunde der Landeshauptstadt München. Sie bietet Schüler*innen und ihren Eltern schulärztliche Beratungen und Untersuchungen auch zum Thema Schulversäumnisse an:

Wenn Ihre Bemühungen, Ihr Kind für die Schule zu motivieren, keinen Erfolg haben und Ihr Kind regelmäßig der Schule fernbleibt, greifen Sie frühzeitig auf weitere Unterstützung zurück. Diese erhalten Sie bei der Beratungsstelle des EBZ (Evangelisches Beratungszentrum München e.V.). Das Team PIBS (Psychologische Information und Beratung für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte) ist speziell auf die Beratung rund um das Thema Schule und Schulvermeidung ausgerichtet:

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