Pornokonsum bei Jugendlichen

Pornografie ist im Netz frei verfügbar – und viele Jugendliche kommen mit ihr in Kontakt. Ist das ein Problem?

Aufgeklärt und doch ahnungslos: Pornokonsum bei Jugendlichen

Die große Mehrheit der Jugendlichen (etwa 80 Prozent) hält sich heutzutage in sexuellen Fragen für sehr gut oder gut aufgeklärt. Vor allem über die Themen Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS oder auch „das erste Mal“ wird im Aufklärungsunterricht in der Schule gesprochen. Was jedoch weniger Thema ist, sind sexuelle Darstellung in den Medien und Pornografie. Dabei haben die meisten Jugendlichen in diesem Alter bereits einmaligen oder regelmäßigen Kontakt mit pornografischem Bildmaterial.

Pornografische Filme und Videos sind kostenlos im Netz verfügbar. Auch wenn das Material erst ab 18 Jahren freigegeben ist, können Jugendliche diese Seiten aufrufen und mit einem Klick bestätigen, dass sie volljährig sind. Einen gewissen Schutz bieten Jugendschutzfilter, doch darauf können Sie sich nicht hundertprozentig verlassen. Die Gründe, warum Jugendliche Pornos anschauen, sind vielfältig. Jugendliche wollen neben der sexuellen Erregung und Befriedigung auch Erfahrungen sammeln und nutzen das Internet, um sich unerkannt über Sexualität und Sexpraktiken zu informieren und zu orientieren.

Problematisch ist erst mal nicht, dass in Pornos Sex dargestellt wird, sondern, wie er dargestellt wird. Denn mit der wirklichen Welt hat das meist wenig zu tun. Da Jugendlichen aber die eigenen Erfahrungen noch fehlen, lassen sie sich von den Filmen verunsichern und beeinflussen. Teilweise zeigen Pornos auch sexuelle Gewalt und Bilder, die Jugendliche vielleicht nie mehr loslassen.

Pornos zeigen selten gleichberechtigte und respektvolle Sexualakte. Oft dominieren männliche Sichtweisen. Frauen werden als unterwürfig und als Objekt für die männliche Befriedigung dargestellt, häufig verbunden mit Gewalt. Männer hingegen als dauerpotent und allzeit bereit. Diese Bilder können bei Jugendlichen ein verzerrtes Bild von Sexualität erzeugen und die eigene sexuelle Identität und Fantasie nachhaltig beeinflussen und prägen. Die Entwicklung einer wertschätzenden Sexualität auf Augenhöhe in einer Partnerschaft kann hierdurch beeinflusst und gestört werden. Zusätzlich kann der übermäßige Konsum von Pornografie enormen Druck in Bezug auf den eigenen Körper ausüben, zu einer Abstumpfung führen und eine Abhängigkeit nach sich ziehen.

Auch wenn es Ihnen selbst vielleicht unangenehm ist, versuchen Sie mit Ihrem Kind offen über das Thema zu sprechen und verurteilen oder bestrafen Sie es nicht, wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind solche Filme angeschaut hat. Sprechen Sie offen mit ihm darüber, dass es jederzeit auf Sie zukommen kann, wenn es Inhalte gesehen hat, die es überfordern.

Ein Infoblatt mit Tipps für Eltern zum Herunterladen finden Sie auf

Sie können Ihrem Kind auch folgende Internetseiten empfehlen:

Auf dem Jugendportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), finden Jugendliche nicht nur Infos, sondern können auch selbst und anonym Fragen stellen.

Die Infobroschüre „Sex&Tipps“ der BZgA bietet Wissenswertes rund um das Thema Liebe und Sex.

Gut zu wissen: Kinderpornografie

Oftmals werden in Chatgruppen nicht nur Pornovideos geteilt, sondern manchmal auch kinderpornografische oder andere Inhalte, die strafbar sind. Unter Kinderpornografie fallen Fotos wie Nacktaufnahmen von Kindern unter 14 Jahren. Auch wenn ein 13-jähriges Mädchen ihrem 15-jährigen Freund ein Nacktfoto von sich schickt, ist der Junge damit im Besitz von kinderpornografischem Material. Und das ist eine Straftat! Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, weder von sich solche Fotos oder Videos zu verschicken noch weiterzuleiten. Auch Videos, die es von Unbekannten zugeschickt bekommt, sollten nicht geöffnet werden. Zur Sicherheit sollte Ihr Kind an seinem Smartphone einstellen, dass Dateien, die es über Messenger erhält, nicht automatisch heruntergeladen werden.

Hilfreiche weitere Tipps und Informationen für Eltern und Jugendliche finden Sie unter:

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