Ernährung, Gewicht und Bewegung

Isst mein Kind zu viel und ist es vielleicht schon übergewichtig? Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Ernährung und Bewegung.

Körperwaage und gesunde Lebensmittel

Ernährung: Über Geschmack lässt sich streiten

Wenn Kinder essen, wird auch mal gemosert: „Das schmeckt mir nicht!“ oder „Bäh, schon wieder Blumenkohl!“ Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, und in Familien treffen die unterschiedlichsten Vorlieben aufeinander. Dass Kinder einige Gerichte und Nahrungsmittel nicht mögen, ist ganz normal. Sie müssen erst noch auf den Geschmack kommen (siehe Elternbrief 22). Je öfter sie etwas probieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie es irgendwann essen, vielleicht sogar mögen. Bieten Sie daher immer wieder etwas an, von dem es eigentlich sagt: „Das mag ich aber nicht.“

Sie könnten auch gemeinsam einen wöchentlichen Kochplan erstellen: Jedes Familienmitglied sucht sich ein Gericht für einen bestimmten Tag aus. Dabei lässt sich  besprechen (und lernen), welche Lebensmittel zu welcher Jahreszeit bei uns wachsen, wie aufwendig und wie teuer ein Gericht ist und welche Lebensmittel besonders gesund sind und daher häufiger auf dem Teller landen sollten. Noch größer wird der Lerneffekt, wenn sich Kinder am Einkaufen und Kochen beteiligen (was sie meist gerne tun!). Ideen können Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind in Kochbüchern oder dem Internet holen. Vielleicht hat Ihr Kind schon ganz klare Vorstellungen darüber, wie seine Ernährung aussehen soll, zum Beispiel vegetarisch oder vegan?

Nicht selten haben Eltern und Kinder eine unterschiedliche Vorstellung, wie viel essen gesund oder besser gesagt gut für sie ist. In der Regel spüren Kinder sehr genau, ob sie hungrig oder satt sind und essen entsprechend viel oder wenig. Sie können in der Regel gut auf ihre körperlichen Signale hören. Dennoch machen sich manche Eltern Sorgen, wenn ihr Kind zu wenig isst. Wenn das Kind munter, aktiv, voller Energie ist, besteht kein Anlass zur Besorgnis. Wenn es hingegen oft müde ist, schnell schlapp macht und auffallend blass ist, sollten die Ursachen in der Kinderarztpraxis abgeklärt werden.

In manchen Familien haben sich die endlosen Diskussionen zum Thema Mahlzeiten schon verfestigt. Es wird regelrecht ums Essen gekämpft. Das Kind isst zu wenig, zu viel, mag vieles nicht und nörgelt herum. Stehen solche Auseinandersetzungen beim Essen im Vordergrund, verliert ein Kind schnell sein natürliches Körpergespür für Hunger und Sättigung. Auch wenn Essen als Belohnung, Trost oder zur Bestrafung eingesetzt wird, verlernen Kinder, auf ihr Gefühl zu achten.

Damit alle die Mahlzeiten genießen können, sollten Sie sich ausreichend Zeit gönnen. Das regelmäßige und gemeinsame Essen ist wichtig für das Familienklima. Dabei können sich alle unterhalten und darüber sprechen, was sie am Tag erlebt haben. Daher sollte das Essen nicht durch Ablenkungen wie Fernsehen oder das Smartphone gestört werden. Auch unangenehme Gesprächsthemen besprechen Sie am besten nicht während der Mahlzeiten, sondern zu einem anderen Zeitpunkt.

Gut zu wissen: Vegane und vegetarische Ernährung

Eine dauerhafte vegane Ernährung wird im gesamten Kindes- und Jugendalter von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht empfohlen. Eine vegetarische Ernährung wird befürwortet. Möchten Sie Ihrem Kind eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung bieten, so sollten Sie sich sehr gut informieren, wie der Essensplan aussehen muss, damit die Ernährung ausgewogen ist. Das Risiko eines Nährstoffmangels und von teilweise nicht rückgängig zu machenden Konsequenzen ist groß. Informieren Sie sich auch in Ihrer Kinderarztpraxis.

Körpergefühl: Wie viel Gewicht ist gesund?

Hat mein Kind nur noch ein bisschen Babyspeck oder ist es tatsächlich schon übergewichtig? Diese Frage stellen sich viele Eltern, deren Kinder rundlicher sind als andere. Vorübergehende Gewichtsschwankungen sind normal. Eltern sollten daher ihr Kind nicht mit anderen vergleichen. Manche sind in diesem Alter eher drahtig und schlaksig, andere haben weichere und fülligere Körperformen.

Dennoch ist es eine Tatsache, dass in Deutschland die Zahl der übergewichtigen Kinder in den vergangenen Jahren besorgniserregend angewachsen ist.

Doch was bedeutet Übergewicht bei Kindern eigentlich genau?

Antwort darauf kann die Kinderarztpraxis geben, denn die Berechnung wird anders vorgenommen als bei Erwachsenen.

Ursachen für Übergewicht bei Kindern sind vielfältig. Zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung mit viel frittierten Speisen und Süßigkeiten sowie zuckerhaltige Getränke.

Auch Stress, erbliche Anlagen und Stoffwechselerkrankungen können zu Übergewicht führen. Wobei Krankheiten und erbliche Faktoren eher die Seltenheit sind.

Wenn Sie als Eltern die Vermutung haben, Ihr Kind sei übergewichtig, besprechen Sie es mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Wird ein Übergewicht festgestellt, sollte die Ernährung des Kindes, am besten aber die der ganzen Familie, umgestellt werden. Ihr Kind sollte dann schrittweise seine Essgewohnheiten ändern. Das heißt, in erster Linie anders und anderes essen als bisher, nicht unbedingt weniger. Am Anfang steht dabei die Bestandsaufnahme: Wo befinden sich die Kalorienbomben in der Ernährung, was wird nur so „nebenbei“ gegessen? Vergessen Sie dabei nicht, andere Bezugspersonen, Freund*innen, Verwandte und die Betreuungseinrichtung mit ins Boot zu holen. Ein Ernährungsprotokoll kann dabei helfen zu erkennen, was Ihr Kind tatsächlich isst. Und ganz wichtig: Getränke nicht vergessen! Denn gerade in Limonaden und Säften stecken Unmengen an Kalorien und Zucker.

Niemals sollte versucht werden, mit Appetitzüglern oder zweifelhaften Diäten das Gewicht bei Kindern zu reduzieren. Sie sind schon für Erwachsene auf Dauer nicht hilfreich, oft sogar schädlich, erst recht für den heranwachsenden, kindlichen Körper.

Krankenkassen bieten Therapieprogramme unter der Anleitung von Expert*innen oder auch spezielle Kuren an. Lassen Sie sich dazu am besten in der Kinderarztpraxis beraten. Weitere Informationen zur Vorbeugung von Übergewicht finden Sie hier:

Damit Ihr Kind ein gesundes Körpergefühl entwickeln kann, braucht es Ihre Unterstützung. Zeigen Sie ihm, dass es geliebt und verstanden wird, egal wie viele Kilos es auf die Waage bringt. Sie können es auch selbst fragen, ob es sich in seinem Körper wohlfühlt oder abnehmen möchte. Gemeinsam können Sie dann überlegen, wie Sie diese Ziele erreichen.

Rennen, hüpfen, balancieren: Bewegung ist Leben

In aller Kürze lässt sich sagen: Bewegung macht fit, glücklich, gesund und fördert ganz nebenbei auch die Lernleistung.

Ausreichend Bewegung ist bei Kindern nicht nur wichtig in Bezug auf das Gewicht. Sie sorgt auch für die gesunde Entwicklung der Knochen, der Muskeln, von Herz und Lunge. Kinder, die sich ausreichend bewegen, zeigen auch im Erwachsenenalter Freude an der Bewegung und leiden daher weniger an Folgekrankheiten wie Diabetes und Herzerkrankungen.

Bewegung baut Stress ab. Durch die Hormonausschüttung entsteht gute Laune!

Regelmäßige Bewegung erhöht die Denkleistung und die Konzentrationsfähigkeit. Kinder zwischen sieben und zehn Jahren brauchen daher in der Regel nach 30 Minuten eine Bewegungspause, um sich dann wieder konzentrieren zu können.

Grundsätzlich haben Kinder auch Spaß an der Bewegung: Zum Beispiel probieren sie etwas unermüdlich, wenn sie es gerne erreichen wollen, wie zum Beispiel den Ball treffen, eine Strecke schwimmen oder 100-mal über ein Seil hüpfen. Von Ihnen als Eltern brauchen sie dazu nur die Gelegenheit und Ermunterung.

Viel Bewegung kann im ganz normalen Alltag stattfinden, wenn sie zum Beispiel täglich gemeinsame Wege laufen oder radeln. Es gibt natürlich unterschiedliche Kinder, die sich mehr oder weniger gerne bewegen. Manche kann man kaum bremsen, andere muss man ständig ermuntern. Und auch Eltern sind mehr oder weniger bewegungsfreudig. Vielleicht lassen Sie als Eltern sich ja auch anstecken beim Hüpfen, Balancieren und Ballspielen? Das stärkt die Beziehung zu Ihrem Kind und schafft gemeinsame positive Erlebnisse.

Den eigenen Körper und alles, was er kann, zu spüren, stärkt das Selbstbewusstsein Ihres Kindes und das Vertrauen in den eigenen Körper bis ins Erwachsenenalter.

Manche Kinder sind aufgrund einer Behinderung oder chronischen Erkrankung in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Doch egal, ob mit Behinderung, chronischer Krankheit oder anderen Einschränkungen: Für alle Kinder sind Bewegung und Sport gleich wichtig! Auch sie brauchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Gelegenheit, sich auszuprobieren. Neben den Förderungen, die die meisten Kinder mit Behinderung ohnehin bekommen, ist auch die Bewegung im Alltag wichtig. Eltern sind hier noch mehr gefordert, das Kind ausprobieren zu lassen, da der Wunsch zu beschützen oder die Angst, das Kind zu überfordern, verständlicherweise sehr groß sind.

Nähere Informationen:

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