Starke Kinder – starkes Selbstvertrauen

Wie schützen Sie Ihr Kind vor sexuellen Übergriffen? Erfahren Sie, warum offene Gespräche über "gute" und "schlechte" Geheimnisse wichtig sind.

Der lange Schatten einer Person befindet sich vor einem kleinen Mädchen

Starke Kinder – starkes Selbstvertrauen

Alle Eltern möchten ihre Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen. In Brief 23 haben wir bereits darüber informiert. In Anbetracht dessen, dass statistisch gesehen in jeder Grundschulklasse ein bis zwei Kinder sind, die bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene oder andere Kinder und Jugendliche erfahren haben, kann das Thema aber gar nicht genug angesprochen werden.

Wenn Ihr Kind darauf vertrauen kann, dass Sexualität etwas ist, worüber es mit Ihnen sprechen kann, ist das eine sehr gute Voraussetzung! Denn Unwissenheit und Angst spielen mit, wenn sich Kinder nach sexuellen Übergriffen, Grenzüberschreitungen und bei „komischen Gefühlen“ nicht trauen, mit anderen darüber zu reden. Sprechen Sie daher mit Ihrem Kind über den Unterschied von „guten“ und „schlechten“ Geheimnissen. Gute Geheimnisse bereiten Freude und gute Gefühle, schlechte Geheimnisse machen Kummer und Angst. Man fühlt sich damit unglücklich und allein. Wenn ein Geheimnis bedrückt, darf und soll man darüber reden und sich Hilfe holen. Mit den Eltern, aber auch mit den Lehrkräften.

Kinder, die körperliche Kontakte – ein Umarmen, Drücken und Küsschengeben – selbst bestimmen und auch ablehnen dürfen, wenn sie ihnen unangenehm sind, werden sich mögliche Übergriffe weniger gefallen lassen. Sie trauen sich eher, „Nein“ zu sagen. Für Ihr Kind ist es ein Schutz, wenn es über den Körperkontakt selbst entscheiden darf.

Der blinde Fleck: Täter*innen im nahen Umfeld

„Nur“ etwa 20 Prozent der sexuellen Übergriffe gegenüber Kindern werden von Fremden verübt. Die große Mehrzahl der Täter*innen stammt aus der eigenen Familie, der Verwandtschaft oder aus dem nahen Umfeld. Dazu gehören zum Beispiel die eigenen Eltern, Stiefeltern, Geschwister, Verwandte, Bekannte, Nachbar*innen, Trainer*innen, Betreuer*innen, Pflegekräfte. Sexuelle Übergriffe werden auch von Frauen und von anderen Kindern und Jugendlichen ausgeübt.

Auch wenn der Blick auf das eigene Umfeld schwerfällt, ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben. Am wichtigsten für Ihr Kind die Gewissheit, dass es sich Ihnen anvertrauen kann. Vertiefende Informationen zum Thema finden Sie unter:

Richtig reagiert: So schützt sich Ihr Kind vor sexuellen Übergriffen

Ein Kind sollte wissen, wie es sich in bestimmten Situationen verhalten kann:

  • Es darf „Nein!“ sagen, wenn eine Berührung oder ein Verhalten eines Erwachsenen, auch eines vertrauten Erwachsenen, ihm unangenehm ist.
  • Angst machenden Behauptungen von Fremden und Bekannten sollte es keinen Glauben schenken. Beispiele: „Wenn du das nicht machst, dann stirbt dein Haustier, dann bist du schuld, dann geben deine Eltern dich weg.“ Das Kind sollte sich in so einem Fall sofort an einen vertrauten Erwachsenen wenden.
  • Es sollte nie zu einem fremden Menschen ins Auto steigen, in die Wohnung, den Keller oder einen Park folgen.
  • Wenn Ihr Kind von einer fremden Person angesprochen wird, dann sollte es laut auf sich aufmerksam machen und sagen: „Ich kenne Sie nicht, lassen Sie mich in Ruhe!“
  • Auch mit bekannten Menschen darf es nicht mitgehen, wenn das vorher nicht mit den Eltern abgesprochen wurde.
  • Es sollte sich nicht mit Süßigkeiten, Spielzeugen oder Tieren locken lassen, die fremde Personen anbieten.
  • Auch darf es keiner Person folgen, die behauptet: „Deine Mutter (oder dein Vater) hat gesagt, ich soll dich hier abholen.“
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind genau, dass es in Angst machenden Situationen andere Erwachsene ansprechen und um Hilfe rufen soll, ob auf der Straße, in einem Geschäft oder im Bus.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich sofort an Sie wenden soll, wenn es in Chats oder Textnachrichten von fremden Personen angeschrieben wird. In diesem Alter sollten Kinder jedoch noch nicht allein im Internet unterwegs sein.

Selbstbehauptungskurse

An den meisten Grundschulen werden für die ersten und zweiten Klassen Selbstbehauptungskurse angeboten. Diese sind zum Teil mit überschaubaren Kosten verbunden. In diesen Kursen trainieren die Kinder sicheres Auftreten und verbale Abwehrmöglichkeiten. Vielleicht können Sie über den Elternbeirat anregen, dass auch an der Schule Ihres Kindes so ein Angebot durchgeführt wird.

Kein Täter werden!

Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie kennen, gefährdet ist, sexuellen Missbrauch auszuüben, dann holen Sie sich Hilfe. Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet kostenlose Beratung und Therapien für Männer und Frauen an, die sich zu Kindern sexuell hingezogen fühlen.

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