Ein neues Schamgefühl: Auf einmal ist alles peinlich
Ihre Gefühle zeigen Kinder jetzt nicht mehr so unbefangen wie früher. Gerade in der Grundschulzeit sind sie ausgesprochen leicht zu beschämen. Sich nackt oder auch nur in Unterwäsche zu zeigen, finden die meisten total unangenehm. Vor allem im Sportunterricht oder auch beim Baden am See wird das Umziehen deshalb oft zu einer hoch komplizierten Angelegenheit.
Kinder, die aufgrund einer Behinderung Hilfe beim Umziehen oder dem Toilettengang benötigen, können sich nicht zurückziehen. Daher sind sie besonders auf den Schutz der Eltern oder Betreuungspersonen angewiesen. Schnell kann es passieren, dass aus zeitlichen Gründen das Schamgefühl übergangen wird. Nach Möglichkeit sollte immer zunächst ein Vertrauensverhältnis zu den pflegenden Personen aufgebaut werden, bevor diese die Pflege eines Kindes übernehmen. Häufige Wechsel von Pflegepersonen sollten, wenn möglich, vermieden werden.
Für jedes Kind gilt: Zeigen Sie Verständnis und versuchen Sie dieses Schamgefühl Ihres Kindes, soweit es möglich ist, zu respektieren. Denn es dient allen Kindern als Schutz vor sexuellen Übergriffen und für die Entwicklung der Selbstbestimmung über den eigenen Körper.
Gleichzeitig scheint das Thema Sexualität eine magische Anziehungskraft zu haben. Wörter mit sexuellen Anspielungen sind jetzt sehr beliebt. Oft benutzen die Kinder sie, ohne zu wissen, was sie bedeuten. Erklären Sie Ihrem Kind die Bedeutung des Wortes und beantworten Sie hierzu seine Fragen. Dann wird es sicherlich von allein einsehen, dass gewisse Worte nicht schön und passend sind und lieber nicht benutzt werden sollten.
Darüber hinaus schnappen Kinder durch Fernsehen, soziale Medien, Plakatwände und Videoplattformen viele Informationen und Bilder rund um das Thema Sexualität auf, die sie noch gar nicht einordnen können. Achten Sie darauf, was Ihr Kind sich anschaut, und geben Sie Antworten, wenn es mit Fragen auf Sie zukommt. Elterliche Aufklärungsarbeit besteht zunächst darin, all die Verwirrungen aufzulösen.
Es geht aber nicht darum, dass Sie sich einmal mit Ihrem Kind hinsetzen und ihm alles zum Thema Zeugung und Sexualität erklären. Aufklärung findet im besten Fall nebenbei statt und ist ein ständiger Bestandteil der Erziehung. Antworten Sie immer auf das, was Ihr Kind konkret wissen möchte. Im Gespräch merken Sie dann schnell, für welche Details es sich interessiert oder eben auch nicht. Eine ungezwungene sexuelle Aufklärung vermittelt einem Kind ein positives Gefühl zum eigenen Körper.
Hilfreich können hierbei auch altersgemäße Aufklärungsbücher sein, wenngleich sie nicht das persönliche Gespräch mit einem Erwachsenen ersetzen sollen und können. Wenn Sie diese Bücher selbst durchgelesen und für gut befunden haben, überlassen Sie sie Ihrem Kind. Es kann dann selbst entscheiden, wann es sich diese anschaut oder ein Gespräch mit Ihnen sucht. Selbstbestimmung und Intimität sind ja die wichtigsten Bedingungen für eine unverkrampfte sexuelle Entwicklung.