Spielen und Bewegen

Babys entdecken und begreifen spielend und durch Bewegung die Welt. Worauf Sie beim Spielzeugkauf achten sollten und wodurch Babys überfordert werden, lesen Sie in diesem Elternbrief.

Vater und Baby spielen mit Bauklötzen

Spielend die Welt begreifen

Das Interesse des Babys an dem, was um es herum geschieht, wird täglich größer. Es will diese Welt begreifen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Spiel mit seinen Händchen beherrscht das Baby schon. Es kann sie gezielt in den Mund stecken, sie aufmerksam betrachten und betasten. Jetzt sieht das Baby auch die Dinge, die es haben will. Auge und Hand fangen an zusammenzuarbeiten. Was die Augen sehen, will die Hand ergreifen, und was die Hand erwischt hat, wandert in den Mund. Denn mit dem Mund kann das Baby am besten spüren, wie sich etwas anfühlt. Durch Anfassen, Anfühlen, Schlecken, Schmecken und Nuckeln erfährt es, dass Dinge hart oder weich, rau oder glatt, warm oder kalt sein können. Das Baby ist neugierig auf alles. Es muss nicht nur das Greifspielzeug sein, sondern es reicht auch ein Holzkochlöffel oder ein Tuch.

Wichtig ist, dass alle Gegenstände farbecht und giftfrei sind, und natürlich dürfen sie nicht spitz oder scharf sein, damit sich Ihr Kind nicht verletzt. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass jedes Spielzeug so leicht ist, dass die Händchen es halten können. Es sollte auch groß genug sein, damit Ihr Baby es nicht verschlucken kann.

Gut zu wissen: Worauf Sie beim Spielzeugkauf achten sollten

Auch wenn Spielzeug auf den ersten Blick kindgerecht aussieht, kann das Material schädlich sein. Viele Plastikspielzeuge enthalten zum Beispiel PVC (eine spezielle Plastikart) mit Weichmachern. Eine große Anzahl von Spielwaren besteht ganz oder teilweise aus Weich-PVC: Badespielzeug, aufblasbares Spielzeug und Quietschtiere. Wenn solche Produkte porös werden, können diese Stoffe freigesetzt werden. Lutscht und kaut ihr Baby dann über längere Zeit daran, kann das ungesund sein. Unbedenkliches Spielzeug erkennen Sie an folgenden Kennzeichnungen und Materialien:

  • „PVC-frei“, „BPA-frei“ oder auch „Phthalatfrei“
  • Weichspielzeug aus Naturkautschuk
  • Da auch in Holzspielzeug teilweise gefährliche Stoffe wie Formaldehyd zu finden sind, achten Sie beim Kauf auf das GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit).

Spielen ja, überfordern nein

Spielebögen mit Glöckchen, Greifringen und allerlei bunten Dingen können Babys kurzzeitig faszinieren, aber auch schnell überfordern. Kleine Babys werden noch sehr schnell müde und können viele Reize noch nicht richtig einordnen. Sie haben auch keine Möglichkeit, sich wegzudrehen und sind den bunten Reizen ausgeliefert. Dann wird das Baby quengelig und beginnt zu schreien. Das ist in diesem Fall kein Zeichen von Langeweile, sondern Überforderung: Es wird Ihrem Baby einfach zu viel. Stellen Sie Ihm stattdessen einfach ein paar interessante und ungefährliche Gegenstände zur Verfügung, die es in seinem eigenen Tempo halten, erkunden oder fallen lassen kann. In der ersten Zeit erkundet das Baby mit viel Spannung erst mal das Gesicht der Eltern, den eigenen Körper und nimmt alle Reize seiner Umgebung auf. Auch in einer guten „Unterhaltung“ mit Ihrem Baby gilt: Wenn es den Kopf wegdreht, dann ist ihm nicht langweilig, sondern es braucht gerade eine Pause, weil einfach alles zu spannend ist oder es schon langsam müde wird!

Alles zu seiner Zeit: Bewegung, Bauchlage, Drehung

Ihr Baby wird allmählich kräftiger und beweglicher. Beim Strampeln kann es vielleicht schon herumrollen, weil ihm zufällige Drehungen gelingen. Hoffentlich nicht ausgerechnet dann, wenn es auf dem Wickeltisch liegt und Sie sich gerade einen Augenblick abgewendet haben. Die Fortschritte eines Babys kommen immer unerwartet, und irgendwann kann es alles das „erste Mal“. Also behalten Sie Ihr Kind jetzt besonders gut im Auge, wenn es irgendwo ungesichert liegt, und bleiben Sie in schützender Griffnähe.

Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich schnell. Geben Sie Ihrem Kind Zeit und vertrauen Sie darauf, dass es Entwicklungsfortschritte von allein machen wird. Dazu braucht es keine Hilfe oder Anleitung. Sie müssen Ihr Baby nicht auf den Bauch legen, hinsetzen, ihm vorkrabbeln oder es an den Händen führen. Im Gegenteil – solche Arten von Training können die natürliche Bewegungsentwicklung des Babys stören. Was es braucht, ist ausreichend Zeit, seinen Körper kennenzulernen und auszuprobieren. Lassen Sie Ihr Kind daher nicht zu lange in der Babyschale oder Wippe sitzen, da es sich dort nicht frei bewegen kann.

Auf einer Decke kann Ihr Baby zuerst die Umgebung um sich herum beobachten. Es entdeckt seine Händchen, indem es sie erst zufällig betrachtet und später gezielt vor seine Augen bringt und mit dem Mund erkundet. Später kommt das Spiel mit den Füßchen dazu, wodurch das Baby wichtige Muskeln für gesundes Sitzen aufbaut.

Doch zuerst geht es um die Beweglichkeit der Nacken- und Schultermuskulatur. Diese ist wichtig, damit Ihr Baby seinen schweren Kopf besser halten und bewegen kann. Auch seine Finger werden immer geschickter. Schon bald kann Ihr Baby leichte und einfach zu greifende Gegenstände festhalten und später auch selbst ergreifen. Wenn ihm dabei mal etwas aus der Hand fällt, ist das gar nicht schlimm. Indem es hinterherschaut und öfter versucht, das begehrte Spielzeug wieder zu erreichen, übt es wichtige Fertigkeiten, die ihm später die Drehung in die Bauchlage ermöglichen.

Hat Ihr Baby es dann einmal geschafft, sein fallen gelassenes Spielzeug wieder zu erreichen, wird seine und sicher auch Ihre Freude riesig sein.

Mit jedem Tag entwickelt sich Ihr Baby weiter und lernt neue Dinge dazu. Aber in seinem eigenen Tempo. Haben Sie Geduld! Die lang ersehnten Meilensteine wie Drehen, Krabbeln, Sitzen und Laufen kommen von ganz allein.

Auch Kinder mit Behinderung haben ihren eigenen Rhythmus. Freuen Sie sich an den kleinen Entwicklungsschritten und nutzen Sie die Angebote der Frühförderstellen.

Wenn Sie sich Sorgen machen, dass sich Ihr Baby nicht altersentsprechend entwickelt, sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt darüber. Falls nötig, können Babys zum Beispiel mithilfe von Krankengymnastik in ihrer Entwicklung unterstützt werden.

Gut zu wissen: Jedes Kind ist anders

Babys unterscheiden sich nicht nur im Gewicht und in der Größe, in der Art ihres Schreiens, in ihrem Gesichtsausdruck und im Bewegungsverhalten, sondern auch darin, wie schnell sie sich entwickeln. Diese Unterschiede nehmen im Lauf der Entwicklung immer mehr zu. Es gibt kein Verhalten, das bei allen Kindern im selben Alter auftritt und genau gleich ist. Lassen Sie sich also nicht verunsichern, wenn Ihnen andere Eltern stolz berichten, dass ihr Baby schon „viel weiter“ ist. Wenn Ihr Kind zu früh oder mit einer Behinderung geboren wurde, sind Vergleiche mit anderen Babys nicht hilfreich. Die Entwicklungsschritte können bei Ihrem Kind vielleicht verzögert oder gar nicht wie beschrieben eintreffen. Informationen über die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern sind nur ein Teil unserer Briefe.

Genauso wichtig ist Ihr Alltagsleben mit dem Kind. Und dies hat sich für jeden, der Mutter oder Vater geworden ist, mit der Geburt eines Kindes gewandelt.

Weitere Themen im dritten Elternbrief

Bindung und Nähe

Babys kommunizieren ihre Bedürfnisse und Gefühle durch Signale. So lernen Sie die Sprache ihres Babys kennen und verstehen.

Wach-Schlafrhythmus des Babys

Säuglinge wachen auch nach dem dritten Monat noch häufig nachts auf. So unterstützen Sie Ihr Kind, einen stabilen Wach- und Schlafrhythmus zu finden.

Vorsorgeuntersuchung U4

Holen Sie sich ärztlichen Rat zu Themen wie Ernährung, Verdauung, Schlafen und Unfallvermeidung.

Kindertagesbetreuung

Tagesmutter, Krippe oder Elterninitiative: Die Kindertagesbetreuung sollte sowohl zu Ihren Bedürfnissen als auch zu denen Ihres Kindes passen.

Mehrlinge

Eltern von Mehrlingen stehen vor besonderen Herausforderungen. Warum Routinen wichtig sind – und dennoch manchmal gebrochen werden sollten.