Nach der Geburt

Die Geburt eines Kindes ist lebensverändernd. Gefühle von Glück und Überforderung liegen oft nah beieinander. Hier lesen Sie, was Eltern nach der Geburt ihres Babys beschäftigt.

Mutter und Baby schlafen

Hallo Baby: Schön, dich kennenzulernen

Nicht nur Ihre Welt hat sich durch die Ankunft des Babys verändert. Ihr Kind, das eben noch im Bauch der Mutter mit allem, was es zum Leben braucht, versorgt wurde, muss sich an seine neue Umgebung erst einmal gewöhnen. Auch Sie als Mutter oder Vater lernen den kleinen Menschen erst jetzt richtig kennen. Nehmen Sie sich Zeit und beobachten Sie Ihr Baby. Es wird versuchen Ihnen zu sagen, was es braucht. Meist passiert das noch durch Schreien. Doch bei genauerem Hinsehen werden Sie schnell merken, dass Ihr Baby noch viele weitere Zeichen sendet. Vielleicht nuckelt es an seiner Faust, wenn es hungrig ist, oder es dreht seinen Kopf weg, wenn es überreizt wird. Je mehr Zeit Sie mit Ihrem Baby verbringen, desto einfacher wird es für Sie, Ihr Kind zu verstehen. Vertrauen Sie hier Ihrem Gefühl.

Gemeinsam einen Rhythmus finden

In den ersten Lebenswochen gilt es herauszufinden, was Ihr Kind wann genau braucht. Und das geht am besten, wenn Sie sich nichts anderes vornehmen. Jetzt geht es nur um Sie und Ihr Baby. Ob die Wohnung aufgeräumt ist oder nicht: Egal! Es stapelt sich das dreckige Geschirr in der Küche: Egal! Sie verbringen den Tag im Pyjama: Egal! Lassen Sie sich nicht von Ihren eigenen Ansprüchen stressen. Empfangen Sie nur so viel Besuch, wie Ihnen guttut. Am besten lassen Sie sich gleich eine warme Mahlzeit mitbringen anstatt des fünften Kuscheltiers fürs Baby.

Ihr Leben wird gründlich durcheinandergewirbelt, am Tag genauso wie in der Nacht. Das Baby bestimmt mit Wachen, Schlafen, Schreien, Trinken, Wickeln, Baden, Schmusen Ihren Tagesablauf. Vertrauen Sie Ihrem Baby. Es weiß, wann es was benötigt – ohne Waage, ohne Uhr, ohne Tabellen. „Bedürfnisorientiert“ nennen das die Expert*innen. Denn jedes Kind ist anders und einzigartig. Manche lassen sich in den ersten Wochen kaum ablegen und wollen ständig trinken. Andere schlafen viel. Manche schreien ausgiebig und lassen sich nur durch Tragen wieder beruhigen. All diese Verhaltensweisen von Neugeborenen sind normal! Um Ihr Baby zu verstehen, brauchen Sie gerade in den ersten Wochen viel Geduld, aber eines brauchen Sie nicht zu haben: Angst, Ihr Kind zu verwöhnen.

Vieles dreht sich um das Baby, aber auch Sie als Eltern haben Bedürfnisse, die im Alltag aus Füttern, Trösten, Wickeln manchmal zu kurz kommen. Daher ist es menschlich und normal, dass sich Mütter und Väter gelegentlich überfordert, übermüdet und vielleicht auch unsicher fühlen.

Unterstützen Sie sich gegenseitig oder lassen Sie sich, besonders wenn Sie alleinerziehend sind, von Familie oder Freund*innen helfen. Wenn es Ihnen gut geht, dann geht es auch Ihrem Kind gut.

Babyblues: Eigentlich müsste ich doch glücklich sein…

Sie haben gerade ein Kind auf die Welt gebracht, Familie, Freund*innen und Nachbar*innen gratulieren Ihnen, doch Sie sind einfach nur in Tränen aufgelöst? Seien Sie unbesorgt. Fast drei Viertel aller gebärenden Mütter fühlen sich ein paar Tage nach der Geburt niedergeschlagen und traurig. Dieses Stimmungstief wird auch Babyblues genannt und hat etwas mit der Hormonumstellung zu tun. Glücklicherweise gehen diese dunklen Tage meist genauso schnell vorbei, wie sie gekommen sind.

Wenn sich diese Gedanken aber einfach nicht verabschieden möchten und zum Beispiel Panikattacken, unerklärliche Schmerzen und Weinkrämpfe hinzukommen, sollten Sie sich ärztlichen Rat holen. Es könnte sich hierbei womöglich um eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) handeln. Diese tritt meist im ersten Jahr nach der Geburt auf und lässt sich gut behandeln.

Schwierige Geburt: Traumatisch belastend für Mütter und Väter

Die körperlichen Geburtsverletzungen heilen meist von allein wieder, aber was ist mit den seelischen Verletzungen, die bei der Geburt entstanden sein können? Vielleicht hatten Sie einen Not- oder ungeplanten Kaiserschnitt oder ein anderes dramatisches, schweres Erlebnis. Vielleicht kam Ihr Kind zu früh, mit einer Erkrankung oder Behinderung zur Welt, oder Sie waren schon aufgrund einer Risikoschwangerschaft ständig in Sorge. Solche Erfahrungen lassen sich nicht so einfach vergessen. Manche Mütter beschreiben erst viel später (im zweiten Lebensjahr des Kindes oder wenn sie darüber nachdenken, wieder schwanger werden zu wollen), dass ihre Gedanken immer wieder um bestimmte Erlebnisse rund um die Geburt kreisen und sie nicht loslassen. Wenn Sie also bemerken, dass sich diese Gedanken auf Ihren Schlaf, auf die Beziehung zum Baby oder Ihrem Partner auswirken, hilft es vielleicht, wenn Sie noch einmal mit Ihrer Hebamme, Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen über den Geburtsverlauf sprechen. Es gibt auch die Möglichkeit einer Einzelberatung zur Verarbeitung der schwierigen Geburt. Auch therapeutische Unterstützung kann in manchen Fällen sinnvoll und hilfreich sein.

Nicht nur für Mütter, sondern auch für begleitende Partner*innen kann eine Geburt belastend oder traumatisch gewesen sein. Zwar leiden sie nicht unter Geburtsschmerzen, aber hilflos im Kreißsaal zu stehen und nichts für Mutter und Kind tun zu können, kann ebenso traumatisch belastend sein. Väter und Partner*innen sollten daher auch das Gespräch mit der Hebamme oder mit einer Fachberatung suchen, um die Erlebnisse bei der Geburt zu verarbeiten.

Gut zu wissen: Traumatische Geburt

Hilfe nach einer traumatischen Geburt bieten die Schwangerenberatungsstellen. An diese können sich alle Eltern mit ihren Fragen auch nach der Geburt des Kindes wenden.

Hier finden Familien mit Mehrlingen, mit Kindern mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit oder Eltern von Frühchen Unterstützung und Beratung:

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