Alles meins: Wie Kinder ihren Körper entdecken
Kinder interessieren sich für alle Körperteile, in diesem Alter besonders für ihre Geschlechtsorgane. Längst weiß das Kind, dass es nicht nur Mund, Nase und Ohren hat, sondern auch eine Vulva oder einen Penis. Kleine Kinder sind auf alle Körperteile stolz und zeigen diese ohne Scham. Sprechen Sie mit Ihrem Kind und geben Sie den Geschlechtsorganen Namen. Ob Mumu oder Pipimann: Das ist ganz Ihnen überlassen. Wichtig ist nur, dass Sie die Geschlechtsteile benennen und das Verhalten des Kindes begleiten. Wenn Ihr Kind zum Beispiel sein Geschlechtsteil berührt, können Sie erklären, dass es das ruhig machen kann. Sagen Sie aber auch, dass es dies nicht in der Öffentlichkeit oder beim Essen am Tisch machen soll. Auch gegenseitiges neugieriges Betrachten und Erkunden unter Kindern ist in Ordnung, solange alle Beteiligten sich dabei wohlfühlen und niemandem wehgetan wird. Es ist wichtig, dass Ihr Kind seinen ganzen Körper entdecken und berühren darf. So kann es ein „Selbstbewusstsein“ im wahrsten Sinne des Wortes entwickeln.
Zu dieser Entdeckungsreise gehört auch die Erkenntnis: Mein Körper gehört mir! Er darf von allen anderen, und dazu gehören auch die Eltern, nur angefasst oder geküsst werden, wenn ich es erlaube!
Bestehen Sie nicht auf Küsschen auf Kommando, wenn Verwandte zu Besuch sind. Wenn Ihr Kind sich gegen kussfreudige Tanten und Onkel sträubt, akzeptieren Sie seine Ablehnung. Körperkontakt und Zärtlichkeit, insbesondere mit Mutter und Vater, sind für ein Kind lebenswichtig. Aber diesen Kontakt will es nicht mit jeder und jedem haben – und auch nicht immer mit Ihnen. Ihr Kind soll selbst bestimmen dürfen, wen es mag und mit wem es kuscheln und schmusen möchte. Auch Kinder haben manche Erwachsene lieber, andere mögen sie nicht so gern. Ihr Kind hat das Recht, Nein zu sagen. Wenn es die Sicherheit entwickeln kann, zu fühlen und zu entscheiden: „Was will ich?“, so wird Ihr Kind sich später eher vor körperlichen Übergriffen schützen können. Unterstützen Sie deshalb Ihr Kind, wenn es keine Küsschen verteilen oder Umarmungen über sich ergehen lassen will, mit einem freundlichen, aber bestimmten „Sie will nicht“ oder „Er mag das nicht“.
Kinder mit Körperbehinderungen sind oft auf mehr Hilfe bei der Pflege und im Alltag angewiesen. Sprechen Sie auch mit den pflegenden und assistierenden Personen über dieses Thema.