Alles meins: Kleine Kinder unter sich
Ob auf dem Spielplatz, in der Kita oder beim Besuch von Freund*innen: Ihr Kind wird nun häufiger auf andere, gleichaltrige Kinder treffen. Diese Begegnungen sind wichtig und darüber hinaus eine wunderbare Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln.
Es liegt in der Natur von uns Menschen, dass wir den Kontakt zu anderen suchen. Wir möchten Beziehungen aufbauen und dazugehören. Kleine Kinder interessieren sich vor allem für Kinder, die in einem ähnlichen Alter sind, und für die Art und Weise, wie sie spielen. Kinder versuchen einander nachzuahmen und freuen sich, wenn es außer ihnen noch andere gibt, die das Gleiche machen wie sie selbst. Das ist ihre Art sich auszutauschen. Kinder können miteinander sehr liebevoll sein. Sie schmusen, streicheln sich, trösten einander und machen sich sogar Geschenke.
Kinder im Alter von 12 bis 15 Monaten können sich allerdings noch nicht auf die Wünsche eines anderen Kindes einstellen. Sie sind noch nicht fähig, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Und weil sie sich mit Worten noch nicht verständigen können, werden sie manchmal handgreiflich. Auf dem Spielplatz wollen sie dann genau das Spielzeug haben, welches das andere Kind gerade in der Hand hat. Dann wird geschrien, gezogen und geschubst. Eltern fällt es unter Umständen schwer, ruhig zu bleiben. Und Sie fragen sich: Soll ich mich nun einmischen oder nicht?
Wenn kleine Kinder streiten, sind sie nicht böse, denn auch aggressive Gefühle gehören zum Menschen. Der Umgang mit solchen Emotionen muss allerdings gelernt werden. Wenn Ihr Kind einem anderen wehtut, mit einem harten Gegenstand nach ihm schlägt oder es beißt, dann greifen Sie ein, und zwar ruhig, rasch und bestimmt. So, wie Sie es auch davon abhalten, sich selbst zu schaden oder wehzutun.
Meist sehen diese Konflikte zwischen Kleinkindern dramatischer aus, als sie für die Kinder wirklich sind. In diesem Alter benötigen die Kinder häufig noch Ihre Unterstützung bei der Lösung von Konflikten. Erklären Sie Ihrem Kind daher, warum das andere Kind an seiner Schaufel zieht. Nämlich nicht, um sie ihm wegzunehmen, sondern weil es selbst die Schaufel haben möchte. Es tut dies nicht in böser Absicht oder weil es schlecht erzogen ist.
Auch wenn Sie es kaum aushalten, dass gerade Ihr Kind sein Spielzeug mit Zähnen und Klauen verteidigt, zwingen Sie es nicht, „schön lieb“ zu sein und seinen Sandeimer herzugeben. Es gehört zur kindlichen Entwicklung dazu, sich auszuprobieren, sich selbst zu behaupten. Auch gegenüber anderen Kindern. Der Streit unter Kindern ist eine wesentliche Lernerfahrung.
Wie jede Entwicklung, so ist auch die der Selbstbehauptung bei jedem Kind unterschiedlich ausgeprägt. Wenn es sich den Bagger ohne Protest aus der Hand nehmen lässt, ist es in diesem Moment für Ihr Kind noch nicht wichtig, sich durchzusetzen. Solange Ihr Kind nicht Ihre Unterstützung in einem Konflikt einfordert, können Sie sich zurückhalten. Wenn Sie aber merken, dass es bei seinem Versuch, sich zu behaupten, ein wenig Ermutigung braucht, dann geben Sie ihm die gewünschte Unterstützung; etwa indem Sie etwas näher herankommen und ihm buchstäblich „den Rücken stärken“. Eltern sind dazu da, Schutz und Ermutigung zu geben. Wenig sinnvoll ist es jedoch, wenn Sie sich ständig stellvertretend für Ihr Kind durchsetzen, bei jeder Auseinandersetzung eingreifen, um ihm zu „helfen“. So wie ein Kind keine körperliche Selbstsicherheit erlangen kann, wenn ihm jeder Stolperstein aus dem Weg geräumt wird, so wird es auch kein Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln können, wenn die Eltern ihm jeden Konflikt abnehmen.