Ihr Kind lernt sprechen

Manche Kinder sprechen ihr erstes Wort erst mit zwei Jahren, andern plappern schon mit zwölf Monaten. Wie Sie Ihr Kind beim Sprechenlernen unterstützen und was Sie bei Zwei- und Mehrsprachigkeit beachten sollten.

Schaf sagt "Wau wau"

Wort für Wort: Ihr Kind lernt sprechen

Mama, Papa, Wauwau und Auto: Circa zwischen dem 10. und 18. Lebensmonat beginnen viele Kinder, ihre ersten Worte zu sprechen. Doch das Sprechenlernen ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Manche sagen ihr erstes Wort erst mit zwei Jahren, andere plappern schon mit zwölf Monaten verständliche Sätze. Wenn Sie zu den Eltern gehören, die länger auf die ersten Worte ihres Kindes warten müssen, dann seien Sie unbesorgt: Kinder, die erst später sprechen, haben oft einen großen Wortschatz gespeichert. Manchmal sprudeln die Worte plötzlich nur so aus ihnen heraus! Und solange sie sich nicht durch Sprache mitteilen, tun sie es eben mit den Augen, Händen, Füßen, der Stimme oder ihrem Gesichtsausdruck. Kinder, die noch nicht sprechen, verstehen meistens bereits genauso viel wie Kinder, die schon reden. Wenn Sie sich sorgen, dass vielleicht etwas mit der Sprachentwicklung Ihres Kindes nicht stimmt, dann sprechen Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt darauf an. Ein Test bringt Gewissheit, ob Ihr Kind richtig hören kann. Denn das ist die Voraussetzung für das Sprechenlernen.

Kinder brauchen Ansprache. Sie als Eltern haben keinen Einfluss darauf, wann Ihr Kind zu sprechen beginnt, aber Sie können es beim Sprechenlernen unterstützen:

  • Benennen Sie die Dinge, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kind sehen: „Schau mal, da ist eine Katze!“ „Jetzt stelle ich den Teller auf den Tisch.“ „Lass uns mit dem Ball spielen!“
  • Bilderbücher bieten eine wunderbare Möglichkeit, die Namen von Tieren, Menschen und Gegenständen zu lernen. Lesen Sie Ihrem Kind so oft es geht vor. Am besten in Ihrer Muttersprache.
  • Wiederholen Sie die Wörter richtig, die Ihr Kind noch falsch ausspricht, aber kritisieren Sie seine Fehler nicht. Wenn ihr Kind „Ato“ sagt, dann können Sie erwidern: „Ja, stimmt. Das ist ein Auto.“ Wenn es auf seine Wasserflasche zeigt und „Ham!“ sagt, dann fragen Sie: „Möchtest du deine Flasche haben?“ Ihr Kind wird strahlend nicken und sich freuen, dass Sie es verstanden haben.
  • Versuchen Sie möglichst deutlich zu sprechen, wenn Ihr Kind zuhört.

Miteinander zu sprechen heißt auch, sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. Alle Sinne können dabei „angesprochen“ sein: Ein Kind, das riechen, fühlen, tasten, springen und toben kann, trainiert dabei auch seinen Wortschatz. Erfahrungen regen Sprache an. Denn wenn Ihr Kind viel erlebt, hat es auch viel zu erzählen.

Hola, Papa – Servus, Mama: Zwei- und Mehrsprachigkeit

Kinder von Eltern mit verschiedenen Muttersprachen haben die große Chance, mehrere Sprachen sozusagen „spielend“ zu lernen. Eltern sollten möglichst in ihrer Muttersprache oder, besser gesagt, in der „Sprache ihres Herzens“ mit ihrem Kind reden. Legen Sie am besten von Anfang an fest, wer von Ihnen in welcher Sprache mit dem Kind spricht: zum Beispiel der deutschsprachige Elternteil immer Deutsch und der andere in seiner Muttersprache. Auch ein Dialekt kann eine „Herzenssprache“ sein. Diese Regeln sollen Ihnen Orientierung bieten. Setzen Sie sich aber nicht selbst unter Druck. Wenn Sie einmal versehentlich die Sprachen wechseln, kommt das Kind auch damit zurecht.

Sind Sie selbst mehrsprachig aufgewachsen, kann es sein, dass Sie mit Ihrem Kind in mehr als einer Sprache kommunizieren möchten. Auch das ist möglich. Jedoch fällt das Sprechenlernen dem Kind leichter, wenn die Situationen oder Anlässe für die verschiedenen Sprachen klar getrennt sind. Es gibt Familien, in denen beide Eltern unterschiedliche nicht deutsche Muttersprachen haben. Sprechen Sie in diesem Fall im direkten Kontakt mit Ihrem Kind immer Ihre „Herzenssprache“. Sowohl zu Hause als auch in der Öffentlichkeit, etwa beim Einkaufen oder auf dem Spielplatz.

Wenn Ihr Kind noch wenig spricht, sind Sie vielleicht besorgt, es könnte durch die Zwei- oder Mehrsprachigkeit überfordert sein. Diese Sorge ist meist unbegründet. Ihr Kind wird durch die Mehrsprachigkeit nicht verwirrt, es braucht vielleicht nur ein bisschen länger als einsprachig aufwachsende Kinder.

Mehrsprachig aufwachsende Kinder nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Sprachen, um sich auszudrücken. Manchmal heißt das, dass sie in einem Satz Elemente aus mehreren Sprachen verwenden. Sobald Ihr Kind in eine deutschsprachige Kindertagesstätte geht, wird es ganz selbstverständlich Deutsch lernen und vielleicht nun oft auf Deutsch antworten, statt in der Muttersprache der Eltern. Das ist verständlich, denn die Kinder bleiben oft in der Sprache, in der sie etwas erlebt haben, um davon zu erzählen. Dieses sogenannte „Code-Switching“ zeigt die Fähigkeiten Ihres Kindes. Es benutzt die Worte, die gerade am besten das ausdrücken, was es sagen möchte. Bestehen Sie nicht darauf, dass Ihr Kind in einer anderen Sprache mit Ihnen spricht, auch wenn Sie es sich sehr wünschen. Ermutigen Sie es, mehrere Sprachen zu sprechen und zu erlernen. Tun Sie dies auf spielerische Weise mit Spaß und Freude!

Informationen zum Thema Zwei- und Mehrsprachigkeit und kostenlose Broschüren in unterschiedlichen Sprachen finden Sie unter

Telefonische Sprechstunden (auch über Skype und Zoom) rund um das Thema mehrsprachige Erziehung erhalten Sie außerdem unter

Gut zu wissen: e:du (Eltern und Du)

Spielend den Wortschatz erweitern, das logische Denken schärfen, die Körperbewegung trainieren: e:du ist ein Spiel- und Lernprogramm für Kinder ab 18 Monaten und deren Eltern. Es richtet sich an deutsch- und mehrsprachige Familien, die sich eine gezielte Unterstützung zu Hause wünschen. e:du fördert durch regelmäßige Besuche zu Hause mit verschiedenen Spielmaterialien. Die Familienbesucher*innen geben Anregungen, die den Wortschatz des Kindes erweitern, seine Sinne schärfen und seine Körperbewegungen trainieren. Zusätzlich zu den Besuchen bleibt bei 14-tägigen Gruppentreffen für die Eltern Raum, um sich auszutauschen, zu informieren und Fragen aufzugreifen. Die Kinder werden in dieser Zeit betreut.

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