Sprachentwicklung - Mehrsprachigkeit - Sprachstörungen

Die Geburt eines Kindes ist lebensverändernd. Gefühle von Glück und Überforderung liegen oft nah beieinander. Hier lesen Sie, auf was Sie in der Anfangsphase achten sollten.

Mädchen sagt S, Junge sagt F

Sprachentwicklung: Der Wortschatz wächst

Der Wortschatz Ihres Kindes wird immer größer, und seine Sätze werden immer länger. Zwar teilen sich Vierjährige immer noch oft mit Händen oder Gesten mit, aber sie werden immer wortgewandter. Ihr Kind erzählt gerne und viel von seinem Tag im Kindergarten, was es gesehen, erlebt und vielleicht auch gegessen hat. Viele Kinder in diesem Alter nutzen bereits zeitliche Angaben wie „heute“ oder „morgen“. Und wenn sie zum Beispiel ins Bett gehen oder die Zähne putzen sollen, dann haben sie schon viele Argumente parat, warum genau das gerade nicht geht. „Ich muss zuerst noch das Bild fertig malen“, oder: „Ich muss noch meine Kuscheltiere ordnen.“

Das Spiel mit der Sprache führt manchmal auch zu neuen und zum Teil witzigen Wortkreationen. Da wird aus einem Eichhörnchen ein „Einhörnchen“, aus dem Erd- ein „Erdbeergeschoss“ und aus dem Taschen- ein „Nasentuch“.

Bei der Sprachentwicklung gilt wie in allen anderen Bereichen auch: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Manche Vierjährige reden schon wie kleine Erwachsene, andere benutzen noch einfache Wörter und Sätze. Abweichungen von der Erwachsenengrammatik sind kein Grund zur Sorge. Am besten können Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes unterstützen, indem Sie viel mit ihm sprechen und ihm vorlesen. Vierjährige sind nun in der Lage, auch längeren Geschichten zuzuhören und deren Inhalt zu verstehen.

Gut zu wissen: Zwei- und Mehrsprachigkeit

Jetzt, wo Ihr Kind im Kindergarten ist oder insgesamt mehr Kontakte zu anderen Kindern und Erwachsenen hat, antwortet es vielleicht eher oder ausschließlich auf Deutsch. Lassen Sie sich hiervon nicht beunruhigen. Sprechen Sie einfach weiterhin konsequent in Ihren gewohnten Sprachen mit Ihrem Kind. So wird es automatisch die Sprachen lernen, die es von zu Hause kennt und hier regelmäßig hört oder in denen es auch vorgelesen bekommt. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Was bei Stottern und anderen Sprachstörungen hilft

Die meisten Kinder kommen während ihrer Sprachentwicklung mal ins Stottern. Vor lauter Aufregung, etwas erzählen zu wollen, bleiben sie an einzelnen Wörtern oder Silben hängen. Die Zunge ist noch nicht so schnell wie ihre Gedanken. Zeigen Sie Ihrem Kind durch geduldiges Zuhören, dass es genug Zeit hat und dass es auch Fehler machen darf. Gelassenheit ist auch deshalb wichtig, weil sich dieses sogenannte „Entwicklungsstottern“ meist nach einigen Wochen von selbst wieder verliert. Erst wenn es auch nach etwa einem halben Jahr nicht aufgehört hat und Ihr Kind nicht nur an Silben und Wörtern hängen bleibt, sondern sich auch sichtlich anstrengen muss, bestimmte Laute herauszubekommen, ist fachkundige Hilfe nötig. Sprechen Sie dann das pädagogische Personal im Kindergarten an, das die Sprachentwicklung Ihres Kindes sicher ebenfalls beobachtet und einschätzen kann.

Neben dem Stottern neigen Kinder häufig auch dazu, in vereinfachter Form zu sprechen (Vereinfachungsprozesse). Dann wird zum Beispiel aus einem Schnuller ein „Nuller“, aus der Banane eine „Nane“ und aus dem Fisch ein „Fis“.

Zu Beginn der Sprachentwicklung sind diese Aussprachen normal. Sollte Ihr Kind aber über einen längeren Zeitraum diese Vereinfachungen wählen oder sollten Sie andere Ausspracheauffälligkeiten bemerken, suchen Sie am besten das Gespräch mit dem pädagogischen Personal. Wie sich die Sprache Ihres Kindes entwickelt, wird zudem regelmäßig bei den U-Untersuchungen von Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt angesprochen und untersucht. Nicht alle Sprachauffälligkeiten zählen zu den Sprachstörungen und müssen behandelt werden. Und wenn doch, dann kann eine Therapie bei Sprachtherapeut*innen weiterhelfen.

 

Sie selbst können Ihr Kind folgendermaßen unterstützen:

  • Sprechen Sie langsam mit ihm und schauen Sie Ihr Kind dabei an, damit es die richtige Aussprache beobachten kann.
  • Wiederholen Sie Aussagen oder Formulierungen Ihres Kindes in richtiger Sprache oder stellen Sie ihm Fragen, ohne es auf seinen Fehler direkt hinzuweisen. Sagt Ihr Kind beispielsweise: „Ich mag eine Nane haben!“, könnten Sie zum Beispiel antworten: „Du möchtest eine Banane essen? Dann hole ich dir eine Banane aus dem Obstkorb.“ So lernt Ihr Kind das richtige Wort zu benutzen und hat gleichzeitig nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
  • Schauen Sie gemeinsam Bilderbücher an oder spielen Sie zum Beispiel das Bilderspiel „Memory“ und sprechen Sie gemeinsam über die abgebildeten Dinge. Je spielerischer und lockerer Sie mit dem Thema Sprache umgehen, desto leichter lernt Ihr Kind.

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