Das Nest wird leer: Von Abschieden und Anfängen
Noch leben Sie zwar als Familie gemeinsam unter einem Dach, doch Ihr Teenager verbringt die meiste Zeit in seinem Zimmer, ist am Wochenende viel unterwegs, schläft lange, und manchmal sehen Sie sich am Tag nur für ein paar Minuten und einen kurzen Wortwechsel. Ein gemeinsames Familienleben, wie sie es noch vor ein paar Jahren hatten, gibt es in manchen Familien nicht mehr. Ihr Kind macht sein eigenes Ding. Und vielleicht steht sogar schon bald sein Auszug oder Umzug in eine andere Stadt an.
Jeder Vater und jede Mutter geht anders mit dieser nahenden und schleichenden Veränderung um. Während die einen traurig sind, freuen sich andere darauf, endlich wieder mehr Zeit für sich zu haben. Abschiede und Veränderungen bringen häufig gemischte Gefühle mit sich, aber sind gleichzeitig auch die Chance für einen Neuanfang.
Denn nun haben Sie die Möglichkeit, sich wieder stärker auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Was möchten Sie vom Leben? Welche Partnerschaft möchten Sie führen? Welche Ziele und Träume haben Sie? Ihr Kind gestaltet sein eigenes Leben, und auch Sie können Neues wagen. Vielleicht möchten Sie sich beruflich verändern, ein neues Hobby beginnen, endlich eine Reise machen, von der Sie schon lange träumen, oder sich auch räumlich verändern. Selbstfürsorge ist gerade in dieser Phase für Eltern und besonders für Alleinerziehende wichtig.
Es stehen Ihnen viele Wege offen. Doch herausfinden, wer man neben der Rolle als Mutter oder Vater eigentlich ist, kann teilweise herausfordernd sein. Neben der Freude auf einen Neuanfang dürfen und sollten Sie auch traurige Gefühle zulassen, wenn Sie diese empfinden. Das sogenannte Empty-Nest-Syndrom beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt, die Eltern mitunter erleben, wenn die Kinder das Haus verlassen oder sich immer mehr von den Eltern zurückziehen. Traurige Gefühle sind in dieser Phase normal, aber achten Sie auf sich, und suchen Sie sich rechtzeitig Hilfe, wenn die negativen Gedanken zunehmend Ihren Alltag beeinträchtigen und über längere Zeit anhalten.
Gerade die Paarbeziehung wird nicht selten während dieser Zeit auf eine Probe gestellt. Denn jetzt, wo die Kinder nicht mehr die volle Aufmerksamkeit benötigen, hinterfragen Elternpaare häufig ihre eigene Beziehung. Laut Statistik kommt es in der Zeit, wenn die eigenen Kinder das Haus verlassen, häufiger zu Scheidungen. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass nicht der Auszug oder das Erwachsenwerden des Kindes verantwortlich für das Beziehungsaus ist. Oft haben sich vielfältige Ursachen und Konflikte über Jahre aufgestaut und führen letzten Endes zur Trennung.
Rat und Unterstützung von Expert*innen können in dieser Zeit eine Chance bieten, sich als Paar neu zu finden und gemeinsame Perspektiven zu entwickeln.