Streit und Mobbing

Was versteht man unter Mobbing und wie können Eltern damit umgehen, wenn es sie betrifft?

Drei Kinder lachen ein Mädchen aus

Zoff im Klassenzimmer: Streit unter Kindern

Vielleicht ist Ihr Kind schon einmal aus der Schule gekommen und war traurig oder wütend: „Amira hat mich in der Pause nicht mitspielen lassen, die ist doof“, oder: „Valentin hat mein Federmäppchen ausgeschüttet, mit Absicht!“

Kinder streiten und ärgern sich, denn auch hier prallen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Sie konkurrieren miteinander und müssen ihre Rolle im Klassenverband erst noch finden. Da gibt es vielleicht die Anführerin, die den Ton vorgibt, und dann wieder den schüchternen Jungen, der kaum zu Wort kommt. Die meisten Kinder orientieren sich nun zunehmend an der Gruppe der Gleichaltrigen und wollen angenommen werden und dazugehören.

Die meisten Konflikte können Kinder alleine unter sich lösen. Als Eltern müssen Sie nicht sofort bei jedem Zwist eingreifen und das Gespräch mit der Lehrkraft oder den Eltern des Kindes, mit dem der Streit besteht, suchen. Bevor Sie aktiv werden, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind sprechen und herausfinden, was es genau von Ihnen braucht. Wünscht es sich Ihre Hilfe oder braucht es vielleicht einfach nur Trost und Verständnis? Vermeiden Sie es, Dinge über den Kopf Ihres Kindes hinweg zu entscheiden, nach dem Motto: „Das gibt es doch nicht, da ruf ich jetzt aber mal an!“

Auch Mitleid hilft wenig, genauso wenig wie die Aufforderung: „Dann wehr' dich doch!“ Das Problem ist ja gerade, dass es nicht weiß, wie. Es braucht Trost, Ermutigung und die Gewissheit, dass Sie da sind, wenn es Unterstützung braucht. Eltern können zum Beispiel gemeinsam mit dem Kind zu Hause überlegen, wie es sich wehren könnte, durch eine schlagfertige Antwort zum Beispiel. So etwas lässt sich mit verteilten Rollen durchspielen und ausprobieren. Dabei merkt ein Kind am besten, welcher Weg seinem Temperament am meisten entspricht.

Falls es keinen Erfolg damit hat, kann auch die Lehrkraft miteinbezogen werden. Vielleicht kann sich Ihr Kind im ersten Schritt aber selbst an die Lehrkraft wenden und um Hilfe bitten. Möchte es das nicht alleine tun, sollten Sie den Kontakt suchen.

Gut zu wissen: So stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes

  1. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es von Ihnen bedingungslos geliebt und akzeptiert wird, egal was es tut oder getan hat.
  2. Schenken Sie ihm immer wieder Ihre volle Aufmerksamkeit, indem Sie es anschauen und ihm zuhören.
  3. Lassen Sie Ihr Kind Dinge selbst tun und erledigen. So fördern Sie seine Eigenständigkeit, und es lernt, dass es selbst Dinge bewirken kann.
  4. Heben Sie Positives hervor und ermutigen und trösten Sie Ihr Kind bei Schwierigem.
  5. Fehler dürfen und müssen passieren – seien Sie Vorbild und stehen Sie dazu, wenn Ihnen selbst einmal ein Fehler passiert ist.
  6. Kritisieren Sie nur das Verhalten Ihres Kindes, nicht aber sein Wesen als Mensch.
  7. Setzen Sie Grenzen, die den Rahmen vorgeben, in dem sich Ihr Kind bewegen kann. Je weniger Grenzen und je klarer diese gezogen werden, desto besser kann Ihr Kind sie verstehen und einhalten.

Mobbing oder einfach nur Streit? Daran erkennen Sie den Unterschied

Sticheleien unter Kindern sind normal. Weil sie sich oft wechselseitig daran beteiligen, stecken die meisten Kinder solche kleinen Gemeinheiten gut weg, sie sind ein Teil ihrer altersgemäßen Sprache des Kräftemessens und der harmlosen Provokation. Manchmal aber wird aus dem Spiel Ernst: dann, wenn ein oder mehrere Kinder immer dasselbe Kind ärgern, ausschließen oder schlecht behandeln. In diesem Zusammenhang ist oft von Mobbing die Rede. Mobbing kann bereits in der Grundschule auftreten, auch wenn in der Regel eher ältere Kinder betroffen sind. Doch nicht jede Gemeinheit fällt in diese Kategorie. Mobbing ist ein ernst zu nehmendes Problem. Vier Merkmale geben Anhaltspunkte, wie sich Mobbing von einem einfachen Streit unterscheiden lässt:

  1. Kräfteungleichgewicht: Das betroffene Kind ist den anderen körperlich, geistig oder vielleicht auch sozial unterlegen. Es ist also deutlich „schwächer“.
  2. Häufigkeit: Die seelischen und auch körperlichen Angriffe passieren regelmäßig und mindestens einmal in der Woche.
  3. Dauer: Mobbing ist keine einmalige Angelegenheit, sondern zieht sich über einen längeren Zeitraum von mindestens einem Monat hin.
  4. Hilflosigkeit: Die Betroffenen können die Situation nicht aus eigener Kraft lösen. Sie brauchen Hilfe von außen.

Abgesehen von diesen Merkmalen ist es natürlich entscheidend, wie sich ein Kind fühlt. Klagt es zum Beispiel vermehrt über Bauchschmerzen, will es nicht mehr in die Schule oder schläft es schlecht? Das könnten bereits Anzeichen sein, auch wenn dahinter natürlich noch viele andere Dinge stecken könnten. Eine Krankheit oder vielleicht ein ganz anderes Problem.

Wenn Sie ein solches Verhalten bei Ihrem Kind beobachten, sollten Sie mit ihm sprechen und fragen, wie es ihm in der Schule geht. Fragen Sie, ob es sich dort wohlfühlt oder ob es Probleme und Schwierigkeiten hat. Im zweiten Schritt können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Lehrkraft, die Schulsozialarbeit, die Schulpsycholog*innen, Vertrauenslehrer*innen oder das Personal im Hort oder in der Mittagsbetreuung befragen und um Unterstützung und Beratung bitten.

Wenn das eigene Kind mobbt

In diesem Alter probieren Kinder viel aus und versuchen, ihre Rolle in der Klasse und unter den anderen Kindern zu finden. Das kann manchmal ganz schön kompliziert sein. Eltern, die durch die Schule oder andere Personen erfahren, dass ihr Kind ein anderes mobbt, möchten dies verständlicherweise erst einmal gar nicht glauben.

Gehen Sie in dieser Situation ruhig und mit Bedacht vor. Vorwürfe und Streit bringen Sie hier nicht weiter.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Gründe für sein Verhalten. Versuchen Sie, sich mit Ihrem Kind in die Situation des anderen Kindes hineinzuversetzen. Wenn Ihr Kind die Grenzen der anderen überschreitet, sich gemein verhält, andere ausgrenzt oder vielleicht sogar bedroht, benötigt es Hilfe und Unterstützung, um seine Fehler einzusehen und wiedergutzumachen. Überlegen Sie gemeinsam, wie sich Ihr Kind entschuldigen und wie es sein Verhalten gegenüber anderen dauerhaft verbessern kann. Gemeinsam finden Sie eine Lösung!

Wenn Sie diese Situation zusammen mit Ihrem Kind gut lösen können, wird es dabei viel lernen und wissen, dass es Ihnen auch in schwierigen Zeiten vertrauen kann. Dennoch ist es wichtig, weiterhin im Kontakt zu bleiben und auf auffälliges Verhalten zu achten. Fragen Sie Ihr Kind gelegentlich, wie sich der Kontakt mit dem anderen Kind entwickelt, und sprechen Sie regelmäßig mit dem*der Klassenlehrer*in, um Bescheid zu wissen, ob die Situation geklärt ist oder ob es weiterhin Probleme gibt.

Sollten Sie merken und die Rückmeldung erhalten, dass Ihr Kind das gemeinschaftsschädigende Verhalten eingestellt hat, dann loben Sie es dafür und zeigen Sie Anerkennung. Sie haben gemeinsam viel erreicht!

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