Gruppendynamik unter Gleichaltrigen

Gemeinsam unter Freunden fühlen sich Jugendliche stark, doch das kann auch zu problematischem Verhalten führen. Über die Vor- und Nachteile von Gruppendynamik.

Freunde, Ball, Skateboard und Smartphone

Gleichaltrige: Warum der Freundeskreis so wichtig ist

Auch wenn Sie mit Ihrem Teenager regelmäßig etwas unternehmen und eine gute Bindung haben, werden Sie doch merken, dass Sie als Eltern in seinem Leben nicht mehr die allerwichtigste Rolle spielen. Bisher waren die Beziehungen zu Gleichaltrigen zwar auch wichtig aber jetzt sind sie mit das Wichtigste im Leben Ihres Kindes. Es verbringt die meiste Zeit mit ihnen, ob in der Schule oder in der Freizeit. Der Austausch findet aber nicht nur in der Schule, im Sportverein, in öffentlichen Räumen wie Skateparks oder im Einkaufszentrum statt, sondern auch virtuell über Chats oder Onlinespiele.

Tipp:

Motivieren Sie Ihr Kind dazu, wenn möglich, weiterhin seine Freizeit mit sport und Bewegung zu gestalten. Dies bietet nicht nur eine Abwechslung und einen Ausgleich vom Alltag, sondern auch die Möglichkeit, mit Freunden und Gleichaltrigen Zeit zu verbringen.

Jugendzentren bieten viele Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche an.

Adressen und aktuelle Angebote finden Sie unter:

Die integrative beziehungsweise inklusive Einrichtung „MOP“ für Jugendliche mit und ohne Behinderung im Alter von 11 bis 21 Jahren finden Sie unter:

Zusätzliche Ferienangebote finden Sie unter:

Eine Gruppe von Gleichaltrigen ist das Übungsfeld, um sich in der Welt von morgen bewegen zu können. Sie bietet Jugendlichen ganz andere Lernerfahrungen als die Familie, weil sie sich unter „Gleichen“ verhalten und bewähren müssen. Zudem stützt die Sicherheit einer Gruppe oder Freundschaft das noch brüchige Selbstvertrauen vor allem bei den jüngeren Jugendlichen. Ohne die Beziehungen zu Gleichaltrigen kann die Loslösung von den Eltern nur schwer gelingen. Freund*innen verringern das Gefühl der Einsamkeit und der Verlassenheit, die der Prozess der Ablösung ja mit sich bringt. Freundschaften helfen, die nötige Distanz zu den Eltern überhaupt auszuhalten.

Von besonderer Bedeutung ist der gleichgeschlechtliche Freund, die Freundin in der Jugendzeit. Sie sind die wichtigsten Vertrauenspersonen, denen gegenüber man sich ganz und gar öffnet. Betrachten Sie die Freund*innen nicht als Konkurrenz. Jugendliche leben in zwei Welten, die sich ergänzen und ausgleichen. Wenn sie in beiden Lebensbereichen Anerkennung erleben, sind dies die besten Voraussetzungen für ein gutes Überwinden aller Pubertätskrisen.

Gruppendynamik: Der Einfluss von Gleichaltrigen

Gerade in der Pubertät haben Eltern verständlicherweise Angst, dass Jugendliche bei ihrer Suche nach Halt und Orientierung vom Weg abkommen.

Sicher sind diese Sorgen berechtigt, denn tatsächlich rauchen, trinken oder konsumieren Jugendliche illegale Drogen oft zum ersten Mal in einer Gruppe von Gleichaltrigen. Dort fühlen sie sich besonders stark und sind risikofreudiger. Oder sie können dem Gruppendruck nicht widerstehen. Gerade jüngere Jugendliche haben ein starkes Bedürfnis, „so zu sein wie die anderen“, „dazuzugehören“ und sich dem Verhalten der gleichaltrigen Freund*innen anzupassen.

Kontakte zum Freundeskreis zu verbieten, ist in diesem Alter nahezu unmöglich, da Jugendliche immer einen Weg finden, sich zu treffen. Ein striktes Verbot wäre auch falsch, weil es diese Personen dann noch spannender und aufregender macht. Hilfreicher ist es da zu versuchen, die Freund*innen Ihres Kindes kennenzulernen. Und wenn Sie dann immer noch Einwände und Befürchtungen haben, sprechen Sie diese möglichst direkt bei Ihrem Kind an, ohne dabei die Freund*innen abzuwerten. Sie können zum Beispiel vor allem das Verhalten, nicht aber die Freund*innen als Menschen kritisieren.

Am besten schützen Sie Ihr Kind nicht durch Kontrolle und Verbote, sondern durch Vertrauen und Begleitung. Die Werte, die Sie Ihrem Kind in den vergangenen 13 Jahren mit auf den Weg gegeben haben, werden nicht von heute auf morgen ausgelöscht. Vielleicht werden sie von Zeit zu Zeit hinterfragt oder hintergangen, aber die Werte bleiben bestehen. Bestärken Sie es, seine Meinungen und Überzeugungen auch gegenüber der Gruppe auszusprechen. Wenn es bei irgendetwas nicht mitmachen möchte, dann darf und sollte es die Sicherheit haben, Nein zu sagen.

Tipp:

Wenn Sie befürchten, dass Ihr Kind beispielsweise mit der Drogenszene, mit Jugendsekten, Gewalt oder politischem Extremismus in Berührung kommt, empfehlen wir Ihnen, sich frühzeitig Rat und Unterstützung in einer Beratungsstelle holen.

Beratung und Begleitung zum Thema Suchtmittelabhängigkeiten und Drogenkonsum für junge Menschen zwischen 10 und 21 Jahren sowie deren Angehörige erhalten Sie bei:

Beratungsstellen für Religions-, „Sekten-“ und Weltanschauungsfragen finden Sie unter:

Die Familien-, Umfeld- und Elternberatung zu Rechtsextremismus (F.U.E.R.) bietet Ihnen Informationen und Beratung zum Thema Rechtsextremismus, Verschwörungsglaube und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit an:

Vielleicht ist es beruhigend zu wissen, dass die Orientierung an den Gruppennormen zwar im Alter zwischen 13 und 15 Jahren besonders stark ist, dann aber wieder abnimmt. Außerdem suchen sich Jugendliche ihre Freunde meist nach dem Prinzip „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Das bedeutet, sie suchen ihre Freundschaften nach Werten und Normen aus, die sie selbst teilen oder die Sie als Eltern Ihrem Kind vorleben.

Gut zu wissen: Strafmündigkeit

In Deutschland gelten Kinder unter 14 Jahren nach Paragraf 19 des Strafgesetzbuches (StGB) als „nicht schuldfähig. Das bedeutet, dass sie für ihre Taten nicht vor Gericht gestellt oder bestraft werden können. Ein Freibrief ist das jedoch nicht. Wenn Zwölfjährige zum Beispiel stehlen oder andere Straftaten begehen, kann sich das Jugendamt einschalten, und die Verstöße werden als Aktenvermerk dokumentiert.

Jugendliche, die im Alter von 14 bis 18 Jahren Straftaten begehen, sind bedingt strafmündig. Das Jugendgericht prüft in jedem Einzelfall, ob die Jugendlichen reif genug sind, das Unrecht ihrer Tat einzusehen. Stellt das Gericht diese Reife fest, so ist der Jugendliche schuldfähig und kann nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden. Es folgen Sozialstunden, und bei sehr schweren Straftaten kann sogar Jugendvollzug als Strafmaß ausgesprochen werden.

Tipp:

Ebenso sind die finanziellen Folgen zu berücksichtigen, die aus einem Schaden im privaten und öffentlichen Raum entstehen können. Eine Familienhaftpflichtversicherung ist für Familien daher unverzichtbar. Die Versicherung übernimmt die Kosten, vorausgesetzt, der Schaden wurde nicht mutwillig verursacht.

Weitere Themen in diesem Elternbrief

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Was Jugendliche bei der Identitätssuche beeinflusst.

Nur noch schnell die Welt retten

Viele Jugendliche engagieren sich politisch oder setzen sich für Klimaschutz ein. Diese Selbstwirksamkeit ist für ihre Entwicklung wichtig.

Streit und Zusammenhalt in der Familie

Konflikte lassen sich nicht vermeiden. Doch richtig streiten will gelernt sein. Die wichtigsten Tipps.

Sicher draußen unterwegs

Allein unterwegs: Was darf ich meinem 13-jährigen Kind erlauben und ist Handytracking okay?