Auf der Suche nach der eigenen Identität

Was Jugendliche bei der Identitätssuche beeinflusst.

Kind schaut sich im Spiegel an

Wer bin ich? Auf der Suche nach der eigenen Identität

Jugendliche, gerade im Alter zwischen 13 und 14 Jahren, scheinen gedanklich viel mit sich selbst und mit ihrer Wirkung auf andere beschäftigt zu sein. Das kann Sie als Eltern sehr anstrengen, hat aber mit einer neu entwickelten, geistigen Fähigkeit Ihres Kindes zu tun: der Selbstreflexion, also der Befähigung, über sich selbst nachzudenken. Jugendliche sind in diesem Alter häufig sehr ichbezogen und stellen sich viele wichtige Fragen: Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Wo ist mein Platz in diesem Leben? Und: Wie wirke ich auf andere?

Diese Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten. Die Entwicklung der eigenen Identität ist herausfordernd und verläuft nicht immer geradlinig. Denn um zu erfahren, was man wirklich möchte, muss man verschiedene Dinge ausprobieren. So erkennen Jugendliche, was sie wollen, und vor allem auch, was sie nicht wollen. Dabei spielen Vorbilder eine entscheidende Rolle. Teenager orientieren sich nicht nur an ihren Freund*innen, sondern haben durch das Internet und Social Media Zugriff auf die Meinungen und Lebensweisen von Menschen auf der ganzen Welt. Jede erdenkliche Musikrichtung lässt sich streamen. In Sekundenschnelle kann abgerufen werden, welche Klamotten, Styles, Trends, Sportarten und Lebensstile gerade angesagt sind. Die sozialen Medien werden aber auch zur Selbstdarstellung genutzt. Wie sehe ich mich selbst? Wie komme ich rüber? Entspricht das dem Bild, das andere von mir haben? Herauszufinden, wie man auf andere wirkt, ist in der Jugend eine zentrale Frage.

Was geht ab? Wie Trends Jugendliche beeinflussen

Was steckt hinter dem Mainstream? Welche Trends sind bei Jugendlichen angesagt? Oder: Wie ticken Jugendliche eigentlich? Diese Fragen sind kaum zu beantworten, denn in dem Moment, in dem diese Zeilen hier geschrieben werden, ist der sogenannte Trend schon wieder vorbei. Sicher haben Sie aber schon mal gehört, dass gerade etwas auf Social Media „trendet“. Das können bestimmte Tanzschritte sein, eine Challenge oder Mutprobe, aber auch Fitness- und Ernährungstrends, Mode, Make-up oder eine ganze Lebenseinstellung. All diese Formate beeinflussen Jugendliche, und zwar im Guten wie im Schlechten. Erst mal ist es eine Bereicherung, dass Jugendliche sich mit Menschen auf der ganzen Welt austauschen können. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wenn Ihr Kind zum Beispiel Interesse an koreanischen Zeichentrickserien hat, dann wird es vielleicht in seiner Schulklasse keine Gleichgesinnten finden, im Netz aber auf jeden Fall. Die Vielfalt ist groß.

Andererseits können Trends auf Social Media auch Druck aufbauen, und die große Auswahl an Lebensstilen und Körperbildern kann Ihr Kind überfordern.

Menschen mit Beeinträchtigungen sind heutzutage mehr und mehr als Influencer*innen, in Werbung, Filmen, Serien, der Modewelt sowie dem Sport vertreten. Das ist ein wichtiger Schritt, um Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen und diese als Vorbilder wahrzunehmen. Besonders für Jugendliche mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung können diese in den Medien verbreiteten Idealbilder sehr belastend sein.

Aus diesem Grund ist es für alle Jugendlichen wichtig, auch einen kritischen Blick auf die virtuellen Idole zu werfen. Zeigen Sie Interesse dafür, indem Sie offene Fragen darüber stellen, was Ihr Kind gerade beschäftigt und was ihm wichtig ist. Ermutigen Sie es somit, Vorbilder und Trends zu hinterfragen: Will ich das, brauche ich das, fühle ich mich damit wohl und spiegelt es meine Lebenswelt wider?

In erster Linie steckt hinter solchen Trends nämlich vor allem eine Werbebotschaft. Kauf dieses Produkt, und du wirst schöner, schlanker, muskulöser, beliebter. Fakt ist, dass wir alle durch Werbung, Social Media oder Menschen in unserem Umfeld beeinflusst werden. Und Jugendliche sind besonders anfällig, da sie ihre eigene Identität noch nicht gefunden haben und auf der Suche nach Orientierung sind.

Gut zu wissen: Geschlechtsidentität und Vielfalt

Im Gegensatz zu Trends auf Social Media ist Transgeschlechtlichkeit (trans*) nichts Neues. Sie existierte schon immer. Doch erst in den vergangenen Jahren werden diese geschlechtlichen Identitäten auch benannt. Jugendliche stärkt diese Vielfalt.

Die Angebote der LGBTIQ*-Community sind mittlerweile sehr vielfältig. Hier finden Sie eine Übersicht über Gruppen, Vereine und Angebote der LGBTIQ*-Community in München:

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