Streit und Zusammenhalt in der Familie

Konflikte lassen sich nicht vermeiden. Doch richtig streiten will gelernt sein. Die wichtigsten Tipps.

Mutter schaut Tochter an

Streit in Familien: Warum es manchmal einfach krachen muss

In der Pubertät kommt es in vielen Familien immer mal wieder zu Streit. Die Konflikte können sich an nahezu allen Fragen des alltäglichen Zusammenlebens entzünden. Besonders heftig wird meist um die Zeit gerungen, die das Kind noch mit der Familie verbringt.

Wenn Sie bedenken, was gerade im Leben Ihres Kindes alles los ist, dass es auf der Suche nach sich selbst, nach Abgrenzung und Orientierung ist, dürfte es Sie nicht verwundern, dass zu Hause nun öfter die Fetzen fliegen. Im geschützten Raum der Familie kann sich Ihr Kind austesten und auch mal Grenzen überschreiten. Deswegen ist eine offene Streitkultur so wichtig. So lernen Jugendliche, ihre Meinungen und Interessen zu vertreten. Das alles lässt sich an den eigenen Eltern viel besser ausprobieren als im Freundeskreis, denn bei Ihnen kann sich Ihr Kind sicher sein, dass es weiterhin geliebt wird, auch wenn es mal eine andere Meinung vertritt. Besonders streitlustige Teenager sind daher kein Zeichen für eine schlechte Eltern-Kind-Beziehung, im Gegenteil.

Durch die Auseinandersetzung mit Ihnen lernt Ihr Teenager für eigene Interessen und Wünsche einzustehen. Und dies ist wichtig, da die Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen neu ausgehandelt werden muss.

Daher ist es wichtig, wenn alle – Eltern und Kinder – versuchen

  • sich gegenseitig zuzuhören und sich nicht zu unterbrechen,
  • sich auf den eigentlichen Streit zu konzentrieren und nicht abzuschweifen,
  • sich mit ihren eigenen Gefühlen, Ängsten und Sorgen auseinanderzusetzen und diese in Ich-Botschaften zu formulieren, zum Beispiel „Ich möchte, dass du um 20 Uhr zu Hause bist, weil ich mir sonst Sorgen mache“,
  • sich auf Kompromisse einzulassen,
  • sich an die abgesprochenen Vereinbarungen zu halten und
  • sich im Gespräch miteinander nicht abzuwerten oder zu beleidigen.

Keine noch so gute Streitkultur kann allerdings verhindern, dass manchmal Gefühle verletzt werden, dass Ärger, Wut, Enttäuschung, Angst oder Traurigkeit aufkommen. Wenn Sie sich gegenseitig diese Gefühle zugestehen, sie ausdrücken und um Verständnis bitten, kann das grundsätzliche Gefühl der Verbundenheit bestehen bleiben.

Familie: Bewusst Zeit miteinander verbringen

Streit gehört zum Familienalltag. Er lässt sich nicht vermeiden, aber es gibt Möglichkeiten, den Zusammenhalt in der Familie zu stärken. Versuchen Sie daher bewusst, gemeinsam schöne Momente zu schaffen, und ermöglichen Sie Ihrem Teenager, wo immer es möglich ist, dass er oder sie mitbestimmen kann.

Ein Spaziergang im Wald, eine Runde Tischtennis, ein Eis in der Sonne, ein gemeinsamer Kinobesuch – fragen Sie Ihr Kind, was es gerne mit Ihnen unternehmen möchte. Auch ein gemeinsamer Urlaub, in dem die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden, kann den Zusammenhalt stärken.

Außerdem können Sie zum Beispiel feste Familienzeiten vereinbaren, bei denen alle zusammenkommen: das gemeinsame Abendessen, ein Frühstück am Sonntagmorgen, ein Wochenendausflug mit einer besonderen Unternehmung, den sie einmal im Monat zusammen machen. Sinnvoll ist es, dabei auch festzulegen, wie lange diese „Familienzeit“ dauert, also etwa: Abendessen plus Beisammensein beispielsweise von 18 bis 19 Uhr. Natürlich müssen solche Vereinbarungen von Zeit zu Zeit neu verhandelt und dem Alter Ihres Kindes angepasst werden.

Nach welchen Regeln Sie Ihren Familienalltag gestalten, orientiert sich an Ihrer individuellen Familiensituation. Ihr Kind braucht Sie als erwachsenen Elternteil, bei dem es sich geborgen und sicher fühlt, an dem es sich auch reiben und abreagieren kann. Sie müssen nicht der beste Freund oder die beste Freundin Ihres Kindes sein, sondern eine verlässliche Bezugsperson, die einen Rahmen bietet und wenn nötig Grenzen setzt.

Gut zu wissen:

Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen können schnell die finanziellen Möglichkeiten von Eltern übersteigen. Nutzen Sie die Möglichkeiten kostenloser Freizeitmöglichkeiten und Ihr Recht, Ihnen zustehende Finanzhilfen zu beantragen:

Der Verein Kulturraum München e.V. bietet für Menschen mit geringem Einkommen kostenlose Eintrittskarten zu zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, beispielsweise Kino, Theater, Konzerte. Neben der reinen Kartenvermittlung bietet der Verein verschiedene Angebote zum Mitmachen. Es findet monatlich in verschiedenen Stadtteilen das „GästeCafé“ zum Austausch bei Kaffee, Kuchen und Kultur statt.

Musenkuss München bietet eine Plattform für Kunst und Kultur zum Mitmachen an. Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Veranstaltungen finden in allen Münchner Stadtteilen statt. Einige Angebote sind kostenlos.

Das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) unterstützt Familien mit Kindern, die sich aus finanziellen Gründen keinen gemeinsamen Urlaub leisten können. Hiermit möchte der Freistaat Bayern auch Familien mit kleinem Einkommen ermöglichen, ein paar unbeschwerte Tage in einer familienfreundlichen Ferienstätte zu verbringen.

Familienferienstätten bieten in ganz Deutschland zu erschwinglichen Preisen familienfreundliche Unterkünfte an. Das Angebot richtet sich vor allem an Familien mit kleinem Einkommen und auch an Familien, in denen Angehörige mit einer Behinderung leben.

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