Medienkompetenz

Mediennutzungsvertrag und Jugendschutzfilter: So bereiten Sie Ihr Kind auf den Umgang mit dem eigenen Smartphone vor.

Ein Junge starrt mit viereckigen Augen auf ein Smartphone

Ist mein Kind bereit für ein eigenes Smartphone?

In vielen Familien steht mit dem Übertritt auf die weiterführende Schule auch die Entscheidung für oder gegen ein eigenes Smartphone des Kindes an. Zum Teil schon allein deshalb, weil mittlerweile 90 Prozent der Elf- bis Zwölfjährigen ein eigenes Smartphone besitzen. Doch wie erkennen Sie als Eltern, ob Ihr Kind bereit dafür ist?

Nicht das Alter, sondern der Entwicklungsstand und die „Medienkompetenz“ des Kindes sollten darüber entscheiden, ob es bereit für ein Smartphone ist. Doch was bedeutet Medienkompetenz? Dazu zählt nicht nur die (technische) Bedienung des Smartphones, sondern vor allem die kindgerechte und altersentsprechende Nutzung. Und die muss ein Kind von Ihnen lernen – wie es auch erst allein über die Straße gehen durfte, als Sie sicher waren, dass es sich richtig im Straßenverkehr verhält. Besprechen Sie mit Ihrem Kind beispielsweise, wie im Klassenchat miteinander kommuniziert wird, wo versteckte Kosten lauern und woran man Werbung von seriöser Information unterscheidet.

Entscheiden Sie sich für ein Smartphone, dann sprechen Sie vorab mit Ihrem Kind darüber, wie, wann und wofür es das Gerät nutzen darf. Sie können zum Beispiel gemeinsam einen Mediennutzungsvertrag aufsetzen und die Regeln schriftlich festhalten.

Sie als Eltern können mit gutem Beispiel vorangehen und Ihre eigene Bildschirmzeit ebenfalls begrenzen. Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kind entscheiden, dass beim Essen kein Smartphone genutzt werden darf, dann sollte diese Regel natürlich für alle Familienmitglieder gelten. Unter www.mediennutzungsvertrag.de finden Sie ein Beispiel, wie Sie gemeinsam einen solchen Vertrag erstellen und ausdrucken. Die Nutzungszeit und die Verfügbarkeit von Apps lassen sich aber auch direkt über das Smartphone begrenzen.

Inhalte ohne Ende: Im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten

Ob Fußballergebnisse, Popsongs, Tanzchoreografien, Backrezepte oder Videospiele: Zehnjährige haben schon ganz spezielle Interessen und finden im Internet Infos und Videos zu allem. Einerseits ist dies eine wunderbare Möglichkeit, eigene Interessen zu verfolgen und zu festigen. Andererseits können Kinder dadurch auch schnell auf Dinge stoßen, die für sie entweder nicht geeignet sind oder deren Inhalt sie nicht richtig einschätzen können. Das fängt zum Beispiel bei Posts oder Videos von Influencer*innen an, die sich als Vorbilder oder beste Freund*innen präsentieren, aber eigentlich nur Produktwerbung machen. Ihr Kind kann auf pornografische, extremistische oder gewaltverherrlichende Inhalte stoßen, die in den Ergebnislisten der Suchmaschinen auftauchen. Auch auf Videos und Schlagzeilen mit fragwürdigen Rollenklischees oder Hasssprache (Hatespeech) stoßen Kinder schnell. Und weil Ihr Kind von Natur aus neugierig ist, wird es vielleicht ganz unbedarft diese Werbelinks oder Videovorschläge anklicken.

Mit Websites, Apps und Spielen möchten Unternehmen in erster Linie Geld verdienen. Viele Spiele-Apps können sich zudem zu echten Kostenfallen entwickeln. Die Apps lassen sich zwar gratis aufs Smartphone herunterladen, versuchen dann aber häufig, durch sogenannte „In-Game-Käufe“ zum Kauf zu verleiten. Ihr Kind wird dann zum Beispiel aufgefordert zu bezahlen, um ein weiteres Level zu erreichen oder Ähnliches. Diese Zahlungen können nicht nur mit einer Konto- oder Kreditkartenverknüpfung bezahlt werden, sondern auch über Guthabenkarten für die jeweiligen Stores.

Außerdem enthalten die meisten Apps Werbung. Bei der Verwendung von Apps und dem Aufruf von Webseiten werden Daten ausgelesen und an Werbeanbieter weitergeleitet, damit diese gezielt Produkte bewerben können. Auch Gewinnspiele fordern oft dazu auf, Daten von sich preiszugeben. Die Einrichtung von kostenlosen E-Mail-Adressen ist zwar verlockend, aber gerade diese werden häufig für Werbemails missbraucht, die keine kindgerechten Inhalte haben.

Ein zehnjähriges Kind muss erst noch lernen, Werbung von echten und neutralen Informationen zu unterscheiden. Es kann die Verlockungen der Werbebranche nicht von ganz allein durchschauen. Dazu benötigt das Kind Sie als Eltern, um sich gemeinsam und kritisch Inhalte anzuschauen. Infomieren Sie sich daher genau, wie Sie Ihre Daten und die Ihres Kindes gut schützen können.

Empfehlenswerte Apps und Spiele für Kinder finden Sie unter:

Jugendschutzfilter: Sicher online unterwegs

Durch Jugendschutzfilter lässt sich zum Beispiel festlegen, dass nur bestimmte Apps mit einer gewissen Altersfreigabe heruntergeladen werden können, und auch die Ergebnislisten von Suchmaschinen wie Google oder YouTube lassen sich kindgerecht bestimmen. Wie das genau funktioniert und welche Einstellungen bei welchen Geräten sinnvoll sein können, lesen Sie unter:

Auch wenn Jugendschutzfilter keinen vollständigen Schutz bieten, empfehlen wir diese ausdrücklich. Wenn Sie feststellen, dass sich Ihr Kind etwas angesehen hat, das nicht für es bestimmt war, sollten Sie erklären, warum Sie das nicht möchten. Ist Ihr Kind verwirrt oder ängstlich über das, was es – vielleicht auch unbeabsichtigt – gesehen hat, sprechen Sie mit ihm, damit Ihr Kind die Bilder richtig einordnen und verarbeiten kann. Verbote oder Schimpfen sind in einem solchen Fall nicht hilfreich, da sich Ihr Kind beim nächsten Mal dann vermutlich nicht mehr an Sie wenden wird.

Gut zu wissen: Sexualität und Pornografie im Netz

Einerseits haben Zehnjährige ein ausgeprägtes Schamgefühl, andererseits sind sie fasziniert vom Thema Körper und Sexualität. Manche Kinder fragen viel und möchten alles genau von ihren Eltern wissen. Andere sprechen äußerst ungern darüber. Da wird lieber im Freundeskreis viel Wissen und Halbwissen ausgetauscht. Daher ist es verführerisch, diese Wissenslücken mithilfe des Internets zu füllen, denn sie möchten ja schließlich Bescheid wissen und mitreden können. Sehr viele Kinder kommen im Alter von zehn Jahren das erste Mal mit Pornografie in Kontakt. Entweder durch Surfen im Internet ohne Jugendschutzfilter oder durch Fotos und Videos, die im Freundeskreis herumgeschickt oder gezeigt werden.

Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es Inhalte auf seinem Smartphone schnell schließen kann, und ermutigen Sie es, mit allen Fragen jederzeit zu Ihnen zu kommen. Erklären Sie ihm auch, dass es diese verstörenden Videos oder Bilder auf keinen Fall weiterleiten darf, auch wenn es noch nicht strafmündig ist. Zur Sicherheit sollte Ihr Kind sein Smartphone so einstellen, dass Dateien, die es über Messenger erhält, nicht automatisch heruntergeladen werden.

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