Gelassen bleiben: So reagieren Sie bei einem kindlichen Wutanfall
Eine Zauberformel für den Umgang mit Wutanfällen gibt es leider nicht, doch wenn Ihr Kind tobt, schreit und vielleicht sogar um sich schlägt, versuchen Sie diese Verhaltenstipps zu beherzigen:
- Sorgen Sie für Sicherheit, sodass Ihr Kind weder sich noch andere verletzen kann.
- Bleiben Sie ruhig und versuchen Sie nicht, auf Ihr Kind einzureden, zu schimpfen oder zu drohen. Es hat keinen Zweck, da es Ihre Worte in diesem Moment gar nicht wahrnimmt.
- Nehmen Sie das Verhalten Ihres Kindes nicht persönlich. Es möchte Sie nicht ärgern. Die Autonomiephase gehört zur Entwicklung ebenso dazu wie zum Beispiel das Zahnen.
- Wenn sich Ihr Kind wieder etwas beruhigt hat, dann braucht es meist Ihren Trost. Das geht am besten, indem Sie es in den Arm nehmen, sobald es dies zulässt. Sie können Verständnis äußern, indem Sie beispielsweise sagen: „Ich weiß, das hat dich jetzt sehr geärgert.“
- Wenn Ihr Kind nicht in den Arm genommen werden möchte, können Sie versuchen, es mithilfe Ihrer Stimmlage, Mimik und Gestik zu beruhigen und zu erreichen. Zuwendung hilft.
- Seien Sie verständnisvoll, aber geben Sie auch nicht nach. Wenn Sie Ihrem Kind keine Süßigkeiten an der Supermarktkasse kaufen möchten, dann tun Sie dies auch nicht – trotz lautstarkem Protest und Geschrei.
- Sie können nicht jeden Frust von Ihrem Kind fernhalten, aber manche Situationen lassen sich vielleicht vermeiden: Generell ist es zum Beispiel keine gute Idee, mit einem müden und hungrigen Kind noch schnell zum Einkaufen zu fahren. Sie können vielleicht auch darauf verzichten, dem ohnehin schon quengeligen Kind am Nachmittag noch den fleckigen Pulli zu wechseln. In solchen Momenten ist Beziehung und Harmonie wichtiger als Sauberkeit oder Perfektion.
- Geben Sie Ihrem Kind Wahlmöglichkeiten, zum Beispiel: „Du kannst die rote oder die blaue Strumpfhose anziehen. Was ist dir lieber?“ Dass Kinder im Winter eine Strumpfhose anziehen, damit sie sich nicht erkälten, liegt in Ihrer Verantwortung als Eltern und ist nicht die alleinige Entscheidung Ihres eineinhalbjährigen Kindes. Eine Wahlmöglichkeit zu haben erfüllt jedoch seinen Wunsch nach Selbstbestimmung.
- Wägen Sie ab, was Ihnen wirklich wichtig ist, denn diese Ausbrüche und Auseinandersetzungen können für alle Beteiligten sehr anstrengend sein. Da Ihr Kind mit der Zeit aber lernen sollte, dass es frustrierende Situationen bewältigen kann, sollten Sie natürlich nicht jedem Konflikt aus dem Weg gehen, nur damit Ruhe ist.
Immer verständnisvoll und ruhig zu bleiben, ist natürlich viel verlangt. Es fällt Ihnen sicher leichter, die Gefühle Ihres Kindes auszuhalten, wenn Sie verstehen, dass es all dies nicht tut, um Sie zu ärgern. Ihr Kind verhält sich nicht ohne Grund so, sondern aus seiner Sicht gibt es immer einen Auslöser für sein Verhalten.
Sie können und müssen nicht immer „perfekt“ reagieren. Das ist nahezu unmöglich und gelingt nicht mal Pädagogik-Professor*innen. Jeder ist irgendwann gefrustet und genervt. Nehmen Sie sich dann am besten aus der Situation heraus und atmen Sie tief durch. Gerade jetzt braucht Ihr Kind ein Vorbild, das sich nicht von Gefühlen mitreißen lässt. Wenn Sie sich beruhigen, kann Ihr Kind von Ihnen auch lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Auch diese heftigen Ausbrüche gehen irgendwann vorbei beziehungsweise werden weniger. Mit jeder Erfahrung, jedem Frust lernen Kinder ihre Gefühle besser kennen. Sie können nicht alles vermeiden, was Ihr Kind frustriert, und das sollten Sie auch gar nicht. Denn nur durch das Erleben kann Ihr Kind lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen. Das wird ihm im späteren Leben sehr helfen, wenn es mit Konflikten allein umgehen muss.