Bedürfnisse erkennen – Vergleiche meiden
Viele Eltern versuchen ihre Kinder gleich zu behandeln. Doch das ist eigentlich unmöglich. Gerade wenn die Geschwister unterschiedlich alt sind, haben sie ganz verschiedene Bedürfnisse. Ein Baby oder Kleinkind braucht und bekommt mehr Aufmerksamkeit, genauso wie ein Geschwisterkind mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung. Außerdem sind die Lebensumstände, unter denen ein Kind seine ersten Lebensjahre verbringt, nicht immer exakt die gleichen.
Es ist daher wichtig, dass Eltern dem großen oder nicht behinderten Kind immer wieder sagen und zeigen, dass es genauso geliebt wird wie sein Geschwisterchen. Im Idealfall verbringen Sie auch Zeit allein mit ihm, um aus einem Buch vorzulesen oder den Spielplatz zu besuchen. Jedes Kind braucht ab und zu den Vater oder die Mutter ganz für sich, und sei es nur, um gemeinsam in den Supermarkt zu gehen. Für Ihr Kind ist dies wertvolle, exklusive Zeit nur mit Ihnen.
Sicherlich kann es auch vorkommen, dass das ältere Kind um zu viel Rücksichtnahme gebeten wird, weil es doch schon „so groß und vernünftig“ ist, während das Jüngere häufig zu lange „klein“ sein darf. Hören und achten Sie darauf, was Ihr Kind braucht. Es kann durchaus sein, dass sich Kinder gerade dann, wenn sich an der Familiensituation etwas geändert hat, plötzlich wieder unselbstständiger und „kleiner“ verhalten. Das kann ein Zeichen sein, dass Ihr Kind sich an die neue Lebenssituation erst gewöhnen muss. Geben Sie ihm Zeit und eine Extraportion Aufmerksamkeit.
Die elterliche Liebe lässt sich nicht grammgenau verteilen. Mal braucht das eine Kind mehr Trost und Zuwendung, mal das andere mehr Aufmerksamkeit – je nach Charakter des Kindes und entsprechend der Situation, in der es sich befindet. Das Wichtigste ist, dass Eltern versuchen, jedem Kind und seiner Persönlichkeit gerecht zu werden.
Und weil eben nicht alle Kinder gleich sind, sind Vergleiche ungünstig. Sätze wie: „Dein Bruder hat aber seinen Teller schon leer gegessen“ oder „Schau mal, wie schön deine Schwester schon Fahrradfahren kann“ bringen nichts und verstärken nur die Rivalität unter den Geschwistern. Besonders, wenn zwischen ihnen kein allzu großer Altersunterschied liegt, wie im Fall von Mehrlingen.