Lass mich mal machen: Selbstständigkeit schafft Selbstvertrauen
Butterbrot schmieren, Socken anziehen oder den Anschnallgurt im Auto anlegen: Im Alltag bieten sich für ein vierjähriges Kind unzählige Gelegenheiten auszuprobieren, was es schon alles kann. Und je mehr Sie Ihr Kind machen lassen und ihm etwas zutrauen, desto selbstständiger wird es. Allerdings erfordert das oft viel Geduld von Ihnen als Eltern.
Ein Beispiel: Ihr Kind möchte die Wohnungstür selbst öffnen und versucht seit gefühlt einer halben Ewigkeit den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Sie sind vielleicht gerade in Eile und kurz davor, selbst aufzusperren, weil es einfach schneller geht. Doch bevor Sie eingreifen, atmen Sie kurz ganz tief durch. Es lohnt sich, Geduld aufzubringen! Jetzt dauert es vielleicht noch etwas länger, aber mit ein wenig Übung schafft Ihr Kind das schon bald zügig allein. Und wenn Sie dann mit vollen Einkaufstüten vor verschlossener Tür stehen, werden Sie es ihm danken.
Manchmal gibt es aber auch Situationen, in denen einfach keine Zeit zum „Üben“ bleibt und es schnell gehen muss. Ihr Kind wird es verstehen, wenn Sie es ihm erklären, schließlich ist es ja schon „fast fünf“! Sie können ihm sagen, dass es zwar eine großartige Idee hatte, die sich aber leider (jetzt) nicht durchführen lässt. Wenn Sie Verständnis für seine Enttäuschung zeigen, kann es sich von Ihnen ernst genommen fühlen und wird nicht ausgebremst in seinem Bestreben, selbstständig zu werden.
Es kann vorkommen, dass Ihr Kind darauf beharrt, ganz unselbstständig zu sein, und Hilfe bei Dingen braucht, die es eigentlich schon kann, etwa beim Anziehen. Und weil es gerade morgens meistens schnell gehen muss, damit Sie rechtzeitig in den Kindergarten und dann zur Arbeit kommen, ziehen Sie am Ende Ihr Kind mit einem genervten „Warum machst du das nicht endlich selbst?!“ doch an.
Die Gründe für das Verhalten Ihres Kindes können vielfältig sein. Vielleicht sind kleinere Geschwister da, und Ihr Kind will beim Anziehen die gleiche Zuwendung. Oder es ist gerade so ins Spiel vertieft, dass es sich noch nicht auf das Anziehen konzentrieren kann. Wenn Sie dies ändern möchten, versuchen Sie am besten erst einmal Ihr eigenes Verhalten zu beobachten: Wie viel Zeit lassen Sie Ihrem Kind, wann verlieren Sie die Nerven? Und dann: Welche Hilfsangebote oder auch kleinen Tricks sind möglich, damit sich Ihr Kind gerne allein anzieht? Etwa die Anziehsachen am Abend gemeinsam verabschieden: „Bis morgen, schönes T-Shirt!“, oder Sie begleiten Ihr Kind Schritt für Schritt: „Unterhose und Hemd ziehst du alleine an, dann helf’ ich dir weiter!“ oder: „Nach dem Anziehen gibt’s noch eine Kuschelminute...“.