Kooperation: Gemeinsam Konflikte lösen
Ob beim Essen, auf dem Spielplatz oder im Supermarkt: In jeder Familie kommt es immer mal zu Streit und Konflikten. Sie möchten, dass Ihr Kind die Gurke isst oder sich die Hände wäscht, aber weder ein freundliches Bitten noch eine klare Ansage bringen das gewünschte Ergebnis. Oder Ihr Kind schmeißt wütend den Blumentopf von der Fensterbank. Wie sollen Sie reagieren? Schimpfen? Einfach machen lassen? Vielleicht liegt die Lösung genau dazwischen.
Unzählige Erziehungsratgeber oder Internetforen geben darauf die vermeintlich richtigen Antworten. Lassen Sie sich aber davon nicht zu sehr unter Druck setzen. Sie müssen nicht „perfekt“ erziehen und in jeder Lebenslage zeigen, dass Sie als Eltern die Stärkeren sind und sich gegenüber Ihrem Kind durchsetzen können! Familienleben ist kein Machtspiel!
Damit Menschen friedlich zusammenleben können, sind bestimmte Regeln und Verhaltensweisen sinnvoll. Und das gilt natürlich besonders für Familien. Eine Regel ist umso besser zu befolgen, je einfacher, klarer und nachvollziehbarer sie ist. Konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die Ihnen wirklich wichtig sind. Zu viele Regeln überfordern alle Betroffenen und vor allem Ihr Kind. Sie als Eltern sollten den Rahmen vorgeben, aber innerhalb dieser festgelegten Grenzen sollte es genug Freiheiten und Spielraum für alle geben. Und diese Freiheiten können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind aushandeln.
Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Vielleicht wünschen Sie sich, dass sie abends noch etwas „kinderfreie Zeit“ genießen können, bevor Sie selbst müde ins Bett fallen. Daher ist es Ihnen vielleicht wichtig, dass Ihr Kind zu festen Zeiten schlafen geht und das Ganze sich nicht über Stunden hinzieht. Ihr Kind wiederum ist vielleicht noch nicht müde, gerade sehr anhänglich, möchte kuscheln, fürchtet sich vor irgendetwas oder möchte nicht alleine im Zimmer liegen. Die Gründe können sehr vielseitig sein. Das kann dazu führen, dass Ihr Kind immer wieder aufsteht, obwohl es eigentlich schon längst schlafen sollte. Dann treffen zwei unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Wie lässt sich dies auflösen? Finden Sie eine Abmachung, die die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt. Verabreden Sie zum Beispiel mit Ihrem Kind ein Einschlafritual. Sie können ihm nach dem Zähneputzen eine Geschichte vorlesen und gemeinsam ein wenig kuscheln, bevor es ins Bett geht. Indem Sie mit Ihrem Kind „verhandeln“ und es nicht vor vollendete Tatsachen stellen, wird es spüren: Mama oder Papa nehmen mich ernst.
Mit drei Jahren hat Ihr Kind ein Alter erreicht, in dem Sie es in Ihre Entscheidungen einbinden können. Die Kinder kennen Kinderkonferenzen aus dem Kindergarten, in denen sie über Regeln und Entscheidungen informiert werden und auch mitbestimmen dürfen. Auch zu Hause können Sie Themen, die Ihnen wichtig sind, in Ruhe bereden. In diesen Gesprächen geht es darum, den Kindern die Möglichkeit zu geben, auch ihre Bedürfnisse zu äußern. Letzten Endes entscheiden Sie als Eltern natürlich über die Mehrheit der Regeln in Ihrer Familie. Je mehr Mitsprache Sie Ihren Kindern jedoch einräumen, desto eher können Sie immer wiederkehrende Auseinandersetzungen und Streit vermeiden. Neue Regeln, die von allen gemeinsam beschlossen wurden, werden auch besser eingehalten als Regeln, die Eltern ihren Kindern aufzwingen.
Konflikte lassen sich nicht immer vermeiden. In keiner Familie herrscht nur Harmonie. Machen Sie sich daher auch in stressigen und schwierigen Situationen bewusst: Sie sind gute Eltern mit einem wundervollen Kind!