Aufgekratzt und hibbelig

Was für unruhige Kinder hilfreich ist und wo Sie bei Bedarf  Hilfe erhalten.

Mädchen tanzt herum

Aufgekratzt und hibbelig: Innere Unruhe bei Kindern

Kinder haben ganz unterschiedliche Temperamente, Stärken und Schwächen. Manche fordern Eltern, aber auch Erzieher*innen und Lehrkräfte besonders. Sie können nicht bei der Sache bleiben, sind unkonzentriert und laut, zappeln ständig herum, stören andere, und bei der geringsten Kleinigkeit reagieren sie über. Das kann zur Folge haben, dass in der Schule die Leistungen beeinträchtigt sind und das Verhalten zu Problemen mit den Lehrkräften und anderen Kindern führt. Denn was unruhige Kinder am wenigsten können, ist Dinge aufschieben: Sie müssen alles sofort und auf einmal machen. Das ist auch der Grund, warum so manches nicht gelingt oder schiefläuft.

Eltern können sich hierdurch hilflos, verunsichert und überfordert fühlen. Denn tagtäglich wiederholt sich in den Familien das gleiche Spiel: Jede Kleinigkeit – aufstehen, anziehen, essen, Hausaufgaben machen, schlafen gehen – führt unweigerlich zu Stress und Streit. Irgendwann verlieren dann auch die geduldigsten Menschen die Nerven, schreien und schimpfen aus Erschöpfung und Verzweiflung. Hinzu kommt, dass das Kind in der Schule ebenfalls nur Ermahnungen, Bestrafungen und Grenzsetzungen erfährt, wodurch sein Selbstwertgefühl noch zusätzlich leidet. Diese negative Spirale kann sich immer weiterdrehen. An diesem Punkt stellen sich Eltern vielleicht die Frage: Ist mein Kind einfach lebhafter als andere, habe ich in der Erziehung etwas übersehen, oder gibt es andere Ursachen für das Verhalten meines Kindes, und was können wir dagegen tun?

Klar ist: Unruhige Kinder benötigen Unterstützung, denn sie leiden oft auch selbst darunter und schaffen es nicht, von alleine zur Ruhe zu kommen. In den meisten Fällen ist den Kindern ihr Verhalten nicht einmal bewusst, und sie tun es auch nicht mit Absicht. Noch mehr als andere Kinder brauchen sie daher Orientierung und klare Ansagen. Das heillose innere Durcheinander, die vielen Einflüsse und Reize von außen, aber auch die eigenen Wünsche und Bedürfnisse müssen in viele kleine, überschaubare Einzelschritte aufgeteilt werden. Alle Anweisungen sollten einfach und verständlich sein: zum Beispiel „Räum jetzt die Ritterburg auf!“ statt „Wann räumst du endlich dein Zimmer auf?!“ Sie sind überfordert, wenn mehrere Ansagen in einem Satz auf sie einprasseln: „Geh in dein Zimmer und zieh dich an, bring auch deine Tasche mit, wir wollen gleich gehen, ich hab es eilig.“ Unruhige Kinder sind sehr auf Regelmäßigkeit in ihrem Tagesablauf angewiesen. Deshalb sind kleine, immer wiederkehrende Rituale für sie besonders wichtig. Das schafft Sicherheit. Und Sicherheit schafft Selbstvertrauen. Es hilft ihnen auch, wenn Sie beim Sprechen Körperkontakt herstellen, etwa indem Sie Ihrem Kind die Hand auf die Schulter legen oder übers Haar streicheln. Jedes Kind möchte spüren, dass es von den Eltern angenommen und geliebt wird – auch wenn es manchmal anstrengend ist. Zur Orientierung in solchen Situationen kann der Besuch einer Erziehungsberatungsstelle ein hilfreicher erster Schritt sein, um die Situation einzuschätzen und mögliche weitere Bedarfe zu erkennen.

Gut zu wissen:

Es gibt verschiedene Störungen oder Erkrankungen im Kindesalter, die dazu führen können, dass ein Kind über die Maßen unruhig, depressiv oder ängstlich ist. Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen, wenn Ihr Kind auffällige Verhaltensweisen zeigt oder Sie sich dadurch stark belastet fühlen. Zunächst ist ein Gespräch mit der Lehrkraft oder der schulpsychologischen Fachkraft sinnvoll, um gemeinsam die Situation einzuschätzen.

Rat und Hilfe finden Sie auch bei den Erziehungsberatungsstellen:

In Ihrer Kinderarztpraxis können Sie das Thema besprechen und sich informieren, ob ein Termin in einer fachärztlichen Praxis notwendig ist.

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