Freundschaft macht stark!

Im Umgang mit Gleichaltrigen lernen Kinder fürs Leben. Lesen Sie hier: über beste Freunde, schlechten Einfluss und Kinder die lieber alleine sind.

Drei Kinder sitzen nebeneinander auf einer Mauer

Freundeskreis: Gemeinsam sind sie stark

Jedes Kind macht in seiner Gruppe von Freund*innen, im Sportverein, in der Schule oder auch beim Musizieren Erfahrungen, die ihm die Familie nicht ersetzen kann. Unter Gleichaltrigen lernt es neue Spiele, Sprüche oder Witze, und es wird Wissen ausgetauscht. Die Beziehung zu Gleichaltrigen macht Ihr Kind stark und hat einen entsprechenden Einfluss. Kinder, die es zum Beispiel noch nie wagten oder nicht die Erlaubnis bekamen, allein einzukaufen, Bus zu fahren oder ins Schwimmbad zu gehen, schaffen es meist gemeinsam mit ihren Freund*innen.

Vielleicht macht Ihnen als Eltern diese Gruppendynamik manchmal auch etwas Sorgen. Denn nicht immer kommen dabei gute Ideen, sondern manchmal auch Dummheiten und Streiche gegenüber Nachbar*innen, Lehrkräften oder anderen Kindern heraus. Doch auch das gehört zur Entwicklung bestimmter Fähigkeiten: Kinder lernen die Regeln der Gruppe zu akzeptieren, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, Geheimnisse zu wahren, sich vor Gleichaltrigen zu behaupten, sich selbst Anerkennung zu verschaffen, zusammenzuhalten, zusammenzuarbeiten und Konkurrenz zu ertragen. Gruppenerfahrungen sind für die Entwicklung der Kinder daher genauso wichtig wie die Geborgenheit, Anforderungen und Förderung in der Familie.

Sie als Eltern sollten zwar darauf achten, dass Hausaufgaben weiterhin erledigt und bestimmte Regeln des Zusammenlebens in der Familie eingehalten werden, aber wo immer es geht, tun Sie gut daran, Ihrem Kind Freiraum für das Zusammensein mit Gleichaltrigen zu ermöglichen.

Gemeinsam erobern Kinder neue Räume wie unbekannte Straßen des Wohnviertels, Grünanlagen, den Supermarkt, versteckte Winkel. In vielen Stadtvierteln Münchens und auch in Neubausiedlungen gibt es meist Spielplätze oder andere Orte, an denen sich Kinder treffen können. Die Stadt München bemüht sich, Treff- und Spielräume zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Kinder nachkommen. Die Ideen und Wünsche der Kinder sowie Barrierefreiheit werden bei der Gestaltung, wo immer es geht, berücksichtigt

Münchner Kinderstadtplan

Es gibt für verschiedene Stadtteile auch den „Münchner Kinderstadtplan“, der von Kindern aus den jeweiligen Stadtteilen selbst erarbeitet worden ist. Dieser enthält eine Menge Tipps über mögliche Aktivitäten und Treffpunkte. Infos und Tipps finden Sie unter:

Spielplätze

Spielplätze in Ihrem Viertel und in München finden Sie unter:

barrierefreie Spielplätze und Freizeitangebote

Eine Übersicht über barrierefreie Spielplätze und Freizeitangebote finden Sie unter dem Stichwort „Sport und Spiel“ auf:

Tipp: Motivieren Sie Ihr Kind dazu, wenn möglich, weiterhin in seiner Freizeit Sport und Bewegung nachzugehen beziehungsweise ein Hobby auszuüben. Dies bietet nicht nur eine Abwechslung und einen Ausgleich vom Alltag, sondern auch die Möglichkeit, mit Freunden und Gleichaltrigen Zeit zu verbringen.

Jugendzentren

Jugendzentren bieten viele Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche an. Adressen und aktuelle Angebote finden Sie unter:

Gut zu wissen: Wie Kinder aktiv mitgestalten können

Das Kinder- und Jugendrathaus:

Ob sichere Schulwege, bessere Spielplätze oder gute Ideen:  München hat eine neue Anlaufstelle für junge Münchner*innen. Sie können sich mit Ideen, Anregungen und Problemen direkt an das Kinder- und Jugendrathaus wenden. Alle Informationen finden Sie hier:

Das Kinder- und Jugendforum:

Hier können alle Kinder und Jugendlichen ab 9 Jahren mitmachen, die gute Ideen für München haben, ihre Stadt mitgestalten und verändern möchten. Das Kinder- und Jugendforum findet zwei Mal pro Jahr statt. Nähere Informationen finden Sie unter:

BFF und Bestis: Ziemlich beste Freund*innen

Nicht nur die Gemeinsamkeit in der Gruppe wird jetzt immer wichtiger, auch die Zweisamkeit mit der*dem besten Freund*in gewinnt an Bedeutung. BFF steht dabei für „Best friends forever“ (beste Freund*innen für immer), und Besti ist die Kurzform für „beste*r Freund*in“. Das Verständnis von Freundschaft wandelt sich. Noch bei Schulanfänger*innen konnte eine Freundschaft schnell gekündigt werden (und genauso schnell wieder bekräftigt): „Wenn du mir nicht den Stift leihst, bist du nicht mehr mein*e Freund*in!“ Jetzt werden zunehmend gerade die Dauer und Treue der Freundschaft zum Maßstab. Sich zu sagen, man sei befreundet, ist für Neunjährige eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Es heißt nicht nur, dass man gut zusammen spielen kann. Freundschaft bedeutet, dass man miteinander teilt und sich gegenseitig hilft; dass man sich einig darüber ist, was „schön“, „richtig“ oder „voll daneben“ ist. Man hat Geheimnisse miteinander, tröstet sich und hält zusammen. Freundschaft bedeutet also schon eine ganze Menge für Ihr Kind. Die*der beste* Freund*in ist die erste wesentliche und selbst gewählte Beziehung außerhalb der Familie. Nicht immer mag Ihnen die Wahl gefallen, aber Sie sollten sie respektieren. Eltern, die Freundschaften verbieten, machen sich oft nicht bewusst, welchen Eingriff in die Gefühlswelt ihrer Kinder sie damit begehen. Haben Sie aber den Eindruck , dass Ihr Kind unter der Freundschaft leidet, vielleicht zu stark beeinflusst oder ausgenutzt wird, dann sollten Sie mit Ihrem Kind darüber sprechen und fragen, ob es sich wohlfühlt oder Ihre Unterstützung braucht.

Manchmal unterschätzen Eltern auch, was es für ein Kind in diesem Alter bedeutet, seine*n beste*n Freund*in zu verlieren. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: etwa aufgrund eines Umzugs oder weil die Interessen nicht mehr zusammenpassen oder eine andere Freundschaft entstanden ist. In den meisten Fällen leiden Kinder darunter, wenn eine Freundschaft endet. Ihre Gefühle sind genauso intensiv wie die von Erwachsenen in vergleichbaren Situationen. Verlust und Verlassenheit, Trauer, Eifersucht, Neid und Kränkung müssen verarbeitet werden.

Wenn Ihr Kind eine solche Erfahrung durchmacht, können Sie ihm dabei helfen, mit dieser Situation zurechtzukommen. Sie könnten zum Beispiel besprechen, wie es das andere Kind ansprechen kann, wenn es sich gekränkt oder ausgeschlossen fühlt. Auf jeden Fall sollten Sie Verständnis zeigen. Gehen Sie nicht über den Schmerz Ihres Kindes hinweg mit Sätzen wie „Das geht vorbei“ oder „Du findest bald eine*n andere*n Freund*in“. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie Verständnis für die Traurigkeit haben und seine Gefühle in Ordnung sind.

Manche Freundschaften enden aber ohne großes Drama. Meistens dann, wenn die Kinder nicht mehr die gleichen Interessen haben und neue Freundschaften schließen.

Lieber allein: Wenn Kinder sich selbst genug sind

Während die einen Kinder Abenteuer auf der Straße suchen, tauchen andere in spannende Geschichten in Büchern ein, erschaffen neue Welten aus verschiedenen Bausteinen, Materialien oder Figuren, zeichnen oder träumen einfach vor sich hin. Auch Filme und Serien oder Computerspiele finden einige Kinder spannender als den Bolzplatz vor der Haustür. Ob ein Kind lieber in der Gruppe unterwegs ist oder sich lieber allein beschäftigt, hängt ganz von seiner Persönlichkeit ab. Sie als Eltern sollten aber für Abwechslung sorgen. Sitzt Ihr Kind am liebsten zu Hause, können Sie immer wieder gemeinsame Aktivitäten an der frischen Luft planen, spazieren gehen, gemeinsam einkaufen oder Ähnliches. Umgekehrt tut es Ihrem Wirbelwind, der immer auf Achse ist, gut, wenn er sich ab und zu mit sich selbst beschäftigt und zu Hause etwas bastelt, malt oder liest.

Eltern, deren Kinder eher in sich gekehrt sind und am liebsten allein ihr Ding machen, sollten beobachten, ob das Kind dabei zufrieden oder unglücklich wirkt. Wenn es sich zu Hause offensichtlich langweilt, seine Zeit ausschließlich vor der Spielkonsole, dem Computer oder dem Tablet verbringt, dann könnte das auch ein Zeichen sein, dass es mit anderen Kindern nicht gut zurechtkommt. Vielleicht fällt es ihm schwer, Freundschaften zu schließen, oder es ist in eine Außenseiterrolle gedrängt worden. Fragen Sie Ihr Kind, was es sich wünscht und wie Sie ihm dabei helfen können. Wenn Eltern die Ursache nicht gemeinsam mit ihrem Kind klären können, ist ein Gespräch mit der Lehrkraft ratsam; sie hat ja unmittelbare Erfahrungen und Eindrücke, wie sich ein Kind in der Gruppe verhält. Vielleicht finden Sie dann gemeinsam mit Ihrem Kind einen Weg, Freundschaften zu schließen.

Weitere Themen in diesem Elternbrief

Wie peinlich ist das denn!

Warum Sie jetzt besonders einfühlsam mit den Gefühlen Ihres Kindes umgehen sollten.

Aufgekratzt und hibbelig

Was für unruhige Kinder hilfreich ist und wo Sie bei Bedarf Hilfe erhalten.

Übertritt und weiterführende Schule

In der vierten Klasse steht das Übertrittszeugnis an. Begleiten Sie Ihr Kind auf dem spannenden Weg in die nächste Schuletappe.

Vorsorgeuntersuchung U 11

Welche Untersuchungen und Tests bei der U11 anstehen, erfahren Sie hier.