Alltag mit dem Baby

Glück und Frust, Freude und Überforderung. Die Anfangszeit gleicht einer Achterbahn der Gefühle. Abwechslungsreiche Angebote, Kontakte und Unterstützung finden Sie in den Familienbildungsstätten.

zwei Väter und zwei Babys befinden sich auf einer Picknickdecke

Gute Zeiten...

Der Zeitraum zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat wird als die „Wonnezeit“ der Kindheit angesehen. Das Baby lächelt, gluckst und plaudert. Es scheint sich an allem und jedem in der Welt zu freuen. Sein Sehvermögen hat sich geweitet, es blickt der Mutter oder dem Vater nach, wenn sie durch den Raum gehen. Es braucht Sie auch nicht immer als Spielpartner*in, denn es hat offensichtlich Spaß daran, sich eine Weile mit sich selbst zu beschäftigen. Das Baby wird auch zusehends mobiler. Es beginnt sich zu drehen: Erst auf die Seite, wenig später gelingt ihm schon die Drehung vom Bauch auf den Rücken und schließlich vom Rücken auf den Bauch. Es versucht auch, sich aufzurichten. Wenn Sie ihm Ihre Zeigefinger reichen, greift es zu und strengt sich mächtig an, um sich hochzuziehen. Überhaupt kann es immer gezielter greifen, packt mit beiden Händchen zu. Es greift nach allem, was Sie ihm hinhalten und kann die Gegenstände länger in der Hand halten. Wichtiger als das Aussehen ist ihm dabei, was man mit den Dingen alles tun kann: hin- und herschieben, hochheben, fallen lassen, in den Mund stecken, wegwerfen.

Schlechte Zeiten...

Auch das süßeste Baby kann einen zur Verzweiflung bringen. Es braucht Sie jetzt, um selbstständiger zu werden. Oft will es mehr, als es schon kann. Das ist auch der Grund für sein manchmal wütendes Geschrei. Es ist frustriert, und das teilt Ihnen Ihr Baby zum Teil lauthals mit. Ihre Aufgabe ist nun zu unterscheiden, ob Ihr Kind weint, weil es Hunger oder Schmerzen hat, also in echter Not ist, und wann es sich einfach nur ärgert. Beobachten Sie Ihr Kind, und Sie werden den Unterschied schnell herausfinden.

Und dann gibt es auch die verflixten Tage, an denen alles schiefgeht. Dazu ist das Kind unruhig oder quengelt, lässt sich durch nichts beruhigen. Sie fühlen sich wütend, überfordert, übermüdet, die Decke fällt Ihnen auf den Kopf. Sie beneiden Ihren Mann oder Ihre Frau, der oder die morgens die Wohnung verlässt und zur Arbeit geht. Oder, wenn Sie alleinerziehend sind, beneiden Sie die Mütter oder Väter, die Unterstützung durch ihre*n Partner*in bekommen. Sie vermissen die Arbeitskolleg*innen. Sie haben heute keine Lust auf „dada“ und „dudu“. Sie finden Ihr Kind unersättlich und fühlen sich ausgelaugt. Vielleicht sind Sie wütend auf Ihre*n Partner*in, weil er oder sie die Wohnung im Streit verlassen hat und Sie allein mit dem Kind zurückgeblieben sind. Vielleicht sind Sie unzufrieden mit der Verteilung der anfallenden Arbeiten und Belastungen durch Ihre neuen Familienaufgaben. Darüber kann man als Paar endlos streiten. Bevor die Gefühle der Überforderung und Wut übermächtig werden, versuchen Sie, sich Entlastung zu schaffen. Und sei es nur durch die Vergegenwärtigung, dass das, was Sie heute aufregt, Sie morgen mit der größten Gelassenheit hinnehmen und bewältigen können. Was die gegenseitigen Bedürfnisse und Ansprüche an den anderen Elternteil betrifft, so kann hilfreich sein, gemeinsam ein paar Punkte aufzuschreiben, die man in Zukunft ändern will. Nach einiger Zeit können Sie überprüfen, ob die Absprachen funktioniert haben.

Enttäuscht, traurig oder wütend zu sein kostet viel Kraft. Es lohnt sich, diese Kraft einzusetzen, um etwas zu verändern. Wenn Sie jedoch gerade keinen Ausweg sehen, bekommen Sie professionelle Hilfe bei den vielfältigen Münchner Unterstützungsangeboten für Eltern und alleinerziehende Mütter und Väter.

Familienzentren: Gemeinsam statt einsam

Wenn Ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und Sie sich mehr Abwechslung wünschen, hilft es Ihnen vielleicht, mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen. Vielleicht haben Sie sich auch schon mit Gleichgesinnten in Internetforen und über Social-Media-Kanäle ausgetauscht. Auch einige Influencer*innen berichten auf Instagram und Co. über ihr Familienleben. Doch vieles, was Sie online lesen, hat meist nichts mit der Realität zu tun. Entweder wird das perfekte Familienidyll präsentiert, oder in Foren kursieren Horrorgeschichten von Krankheiten und Unfällen, die nur verunsichern.

Wir empfehlen Ihnen daher, die virtuelle Welt auch mal zu verlassen und ein Familienzentrum in Ihrer Nähe zu besuchen. Die Familienzentren bieten einen offenen Bereich für Begegnung und Austausch mit anderen Eltern. Sie erhalten Informationen und Beratung rund um das Familienleben durch Fachkräfte und Ehrenamtliche.

Es gibt Angebote, wie zum Beispiel Babymassage oder Erste-Hilfe-Kurse, Rückbildungsgymnastik und Deutschkurse. Sie können auch Einzelberatungen in Anspruch nehmen oder Angebote für die ganze Familie. Dies sind beispielsweise Ausflüge, Freizeitaktivitäten, Flohmärkte und vieles mehr.

Wo Sie das nächste Familienzentrum in Ihrer Nähe finden und welche Angebote Sie dort erwarten, finden Sie hier

Diese Zentren sind offen für alle Familienformen und Nationalitäten. Nahezu alle Münchner Familienzentren sind barrierefrei zugänglich. Kinder und Eltern mit Behinderung sind willkommen. Probieren Sie es aus! Dort finden Sie nicht nur Abwechslung vom Alltag, sondern bekommen auch Unterstützung von „echten“ Menschen. Die Fach- und Beratungsstelle für Regenbogenfamilien bietet einen Treffpunkt für gleichgeschlechtliche Eltern an.

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Eltern sind keine Übermenschen und brauchen einfach ab und zu mal eine Pause. Wie Sie sich Freiräume im Familienalltag schaffen.