„Papa hat’s aber erlaubt“: Jeder erzieht anders
Können Eltern in Erziehungsfragen immer einer Meinung sein? Eher nicht. Und das müssen sie auch gar nicht. Schließlich sind beide Elternteile eigenständige Persönlichkeiten. Sie wuchsen in unterschiedlichen Familien auf und wurden unterschiedlich erzogen. Da ist es ganz natürlich, dass sie verschiedene Meinungen in bestimmten Erziehungsfragen haben: Ob es nun um Regeln am Tisch, Sauberkeit, Schlafenszeiten, Süßigkeiten oder Fernsehen geht. Sprechen Sie mit Ihrer*m Partner*in darüber, was Ihnen bei der Erziehung Ihres Kindes wichtig ist und wo Sie vielleicht auch Kompromisse eingehen können. Wenn Sie sich in dem ein oder anderen Punkt auf keinen gemeinsamen Weg einigen können, dann ist das auch in Ordnung. Ihr Kind versteht, dass Mama und Papa nicht ein und dieselbe Person und daher auch nicht immer einer Meinung sind. Während es Papa vielleicht sehr wichtig ist, dass sofort nach dem Spielen alles aufgeräumt wird, sieht Mama das eher locker. So lernt Ihr Kind, dass Menschen unterschiedlich sind und sein dürfen.
Sie als Eltern sollten sich aber verständigen, wie Sie reagieren, wenn Sie beide mit dem Kind zusammen sind und es um etwas geht, bei dem Sie sich nicht einig sind. Wie wollen Sie dann entscheiden? Eine Lösung könnte sein: Wer zuerst etwas ausspricht, dessen Regel gilt in diesem Moment auch. Denn wenn Papa was erlaubt hat, dann sollte Mama diese Entscheidung auch mittragen – und umgekehrt. Über grundlegende Erziehungsfragen wie zum Beispiel Medienkonsum, Ernährung oder Schlafenszeiten sollten Sie und Ihr*e Partner*in sich am besten im Vorfeld in Ruhe unterhalten. Vermeiden sollten Sie, den Erziehungsstil des anderen Elternteils vor Ihrem Kind schlecht zu machen oder sich vor Ihrem Kind zu streiten.
Das gilt genauso in Bezug auf die Großeltern. Denn je nachdem wie eng deren Kontakt zum Enkelkind ist, werden auch Oma und Opa bei der Erziehung mitwirken. Und das ist erst mal ein Gewinn für Ihr Kind, denn das Netz von Geborgenheit und Liebe wird weiter gespannt und sein kindlicher Erfahrungsraum wird vielfältiger. Großeltern haben vielleicht in ihrem Leben andere Erfahrungen gemacht und daher oft ihre eigenen Vorstellungen, wie ein Kind erzogen werden sollte. Diese werden nicht in allen Fragen mit Ihren Erziehungsmethoden übereinstimmen. Es schadet Ihrem Kind nicht, wenn die Großeltern bestimmte Dinge anders regeln als die Eltern zu Hause. Spannungen spüren Kinder aber sofort. Wenn Eltern und Großeltern „gegeneinander“ erziehen, um die vermeintlichen Fehler des anderen „auszubügeln“, wird das Kind verunsichert.
Wenn Großeltern verbindlich die Betreuung ihres Enkelkindes übernehmen, etwa um beiden Elternteilen eine Berufstätigkeit zu ermöglichen, sind grundsätzliche Abstimmungen sinnvoll: etwa darüber, ob das Kind immer alles aufessen muss, ob und wie lange es fernsehen darf oder Ähnliches. Auch Eltern sollten dabei kompromissbereit sein, schließlich geben Sie die Verantwortung für ihr Kind zeitweise ab; daher müssen sie auch aushalten, dass Großeltern, denen sie vertrauen, diese Verantwortung übernehmen.