Was tun, wenn das Bett nachts nass wird?
Die meisten Fünfjährigen können jetzt ihre Blase kontrollieren, aber vielleicht geht manchmal noch unabsichtlich etwas in die Hose, meist in der Aufregung während des Spiels oder vor lauter Schreck. Und auch wenn Kinder tagsüber schon zuverlässig auf die Toilette gehen, kann es sein, dass sie nachts noch einnässen und nicht wach werden, wenn sie auf die Toilette müssen. Das betrifft etwa jedes sechste Kind in diesem Alter. In seltenen Fällen hat dies körperliche Ursachen. Dann fehlt zum Beispiel ein Hormon, das die Urinproduktion während des Schlafes herunterfährt. Wenn die Kinderarztpraxis eine körperliche Ursache ausschließt, kann es auch an den Gewohnheiten des Kindes liegen, die es ihm schwer machen, nachts den Urin zu halten. Ein Grund kann sein, dass es tagsüber nur selten zur Toilette geht oder sich zu wenig Zeit dafür lässt. Der Blasenmuskel entspannt sich dann nicht ausreichend, und die Blase wird nicht komplett entleert. Zur Toilette zu gehen zählt bei den meisten Kindern nämlich nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, weil sie dann ihr Spiel unterbrechen müssen. Das hat zur Folge, dass sie den Urin für eine zu lange Zeit zurückhalten. Dadurch wird der Blasenmuskel zu sehr beansprucht. Nachts entspannt er sich, zusammen mit allen anderen Muskeln, und schon ist es passiert: Das Bett ist nass.
Mit diesen Tipps können Sie Ihr Kind unterstützen:
- Ihr Kind sollte ausreichend über den Tag verteilt trinken.
- Ihr Kind sollte tagsüber öfter zur Toilette gehen.
- Erinnern Sie Ihr Kind, sich ausreichend Zeit zu nehmen und die Blase bis zum letzten Tröpfchen zu entleeren.
- Vor dem Schlafengehen sollte Ihr Kind zweimal im Abstand von 20 bis 30 Minuten (also zum Beispiel vor dem Zähneputzen und dann noch mal nach dem Vorlesen) auf die Toilette gehen, um die Blase vor der Nacht wirklich komplett zu entleeren.
- Als Übergangslösung kann Ihr Kind nachts eine Windel oder Pyjamapants tragen.
- Ermutigen Sie Ihr Kind: „Du schaffst das!“
Etwas anderes ist es, wenn ein Kind schon längere Zeit – also mindestens einige Monate – nachts trocken war und nun wieder einnässt. Dies kann ein Zeichen sein, dass es gerade viel zu verarbeiten hat. Vielleicht ist ein Geschwisterchen gekommen, vielleicht spürt es Spannungen zwischen den Eltern, obwohl diese sich bemühen, das Kind herauszuhalten. Damit sich die Belastungen für Ihr Kind nicht verstärken, braucht es jetzt Ihre verständnisvolle und hilfreiche Haltung. Kein Kind macht mit Absicht nachts ins Bett.
Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind gerade beschäftigt. Legen Sie tagsüber öfter mal eine Kuschelpause ein und versuchen Sie durch Beobachtung und vorsichtige Gespräche herauszufinden, was es bedrückt. Sie können sich auch im Kindergarten erkundigen, wie es Ihrem Kind dort geht. Auch der Besuch einer Beratungsstelle kann Entlastung bringen. Gemeinsam mit der*dem Berater*in können Eltern konkrete Lösungen erarbeiten, die ihnen einen anderen Umgang mit den momentanen familiären Herausforderungen ermöglichen, sodass die Nächte wieder entlastender für alle werden können.
Um die Situation zusätzlich zu entspannen, kann das Kind nachts eine Windel anziehen. Diese sogenannten Pyjamapants gibt es auch für Fünfjährige und Ältere zu kaufen. Ihr Kind kann diese selbstständig an- und ausziehen, und Sie ersparen ihm und Ihnen den nächtlichen Aufwand aus Bettlaken abziehen, aufziehen und waschen. Eine trockene Windel ist ein genauso großer Erfolg wie ein trockenes Bett. Wenn es aber mal nicht klappt, dann ist es nicht so schlimm. So ist die Chance größer, den Erfolgsnächten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die „Nichterfolgsnächte“ schnell im Mülleimer zu entsorgen.
Abzuraten ist allerdings davon, das Kind nachts zu wecken, um es auf die Toilette zu setzen. Ziel sollte sein, dass Ihr Kind ohne Störungen durchschlafen kann. Vielleicht scheuen Sie sich, Ihr Kind wegen des nächtlichen Einnässens bei seinem*seiner Freund*in schlafen zu lassen oder andere Kinder zum Übernachten einzuladen. Es ist Ihnen selbst möglicherweise unangenehm oder Sie fürchten, dass Ihr Kind verspottet wird. In der Regel haben Kinder und besonders Freund*innen hierfür Verständnis. Ihr Selbstbewusstsein hilft auch Ihrem Kind. Sprechen Sie offen mit den anderen Eltern, geben Sie Ihrem Kind als Übernachtungsgepäck eine Pyjamapant oder eben ein Gummituch und Bettwäsche mit. Zusammen werden Sie diese Situation meistern, und irgendwann gehört dieses Thema der Vergangenheit an.