Von Freude, Trauer, Wut und Angst
Sie können nun beobachten, dass Ihr Kind zunehmend in der Lage ist, seine Gefühle zu äußern. Der Ausdruck von Gefühlen ist lebenswichtig, für ein Baby sogar überlebenswichtig. Es ist seine Art, sich auszudrücken, etwa wenn es nach der Brust oder Flasche schreit. Wie sonst sollen Mutter oder Vater merken, dass es Hunger hat? Oder sein Weinen klingt traurig, weil es Ihre Gesellschaft, die Geborgenheit an Ihrem Körper, den vertrauten Klang Ihrer Stimme braucht. Oder es lächelt vor Freude, und Sie erkennen beruhigt, dass es ihm gut geht. Gefühle drücken sich nicht nur in der Stimme, sondern auch in der Mimik, ja in der ganzen Körpersprache aus.
Wenn wir uns gruseln, bekommen wir eine Gänsehaut, wenn wir verliebt sind, kribbelt es im Bauch, und wenn wir sehr aufgeregt sind, dann pocht unser Herz wie wild. Einem Kleinkind sind seine Gefühle noch viel mehr anzusehen, während wir Erwachsenen uns meist unter Kontrolle haben. Doch in unserer Mimik, am Klang unserer Stimme, ja selbst an der Muskelspannung, wenn wir es im Arm halten, spürt und „versteht“ ein Baby unsere Gefühle sehr wohl.
Ein Baby drückt seine Gefühle noch sehr spontan aus. Es kann sie nicht kontrollieren wie Erwachsene, für die es sozial durchaus sinnvoll ist, nicht jeden Ärger herauszubrüllen. Wir Erwachsenen sind oft perfekt darin, unsere Gefühle zu unterdrücken. Kinder können da eine Chance bieten, die eigenen Gefühle wieder deutlicher zu spüren.
Noch ist es viel zu früh, ein Kind dazu erziehen zu wollen, nicht wütend loszuschreien. Aggression und Wut sind Kraft und Energie, die manchmal einfach rausmüssen. Ihr Kind braucht jedoch Ihre Unterstützung dabei zu lernen, wie es seine Gefühle regulieren kann. Die Hilfe, die Sie ihm geben können, sich in seiner Gefühlswelt zurechtzufinden, liegt im Schutz, im Trost und Halt. Weil Gefühle sich durch den Körper ausdrücken, geben Sie ihm dies alles am besten durch Körperkontakt, indem Sie es in den Arm nehmen und festhalten. Natürlich nur, wenn es dies auch will. Ähnlich wie die Bewegungs- und die Sprachentwicklung werden sich die Gefühlsempfindungen und Gefühlsäußerungen des Kindes immer weiter ausformen.
So wichtig es für das Kind ist, dass Sie Ihren eigenen Gefühlen Ausdruck geben, so wichtig ist es auch, dass Sie seine Gefühle respektieren. Wenn ein Kind erleben muss, dass seine Gefühle nicht ernst genommen werden, etwa weil Erwachsene ihm seine Angst ausreden wollen oder sie lächerlich machen, dann kann es nicht lernen, seinen eigenen Gefühlen zu trauen. Gefühle sind Energien – Lebensenergien; man spricht nicht umsonst von dem „Lebensgefühl“. Was gibt es Schöneres, als dass Ihr Kind ausdrücken kann: Ich bin gerne auf dieser Welt!