Grenzen setzen – Freiraum geben
Grenzen sind nicht nur Einschränkungen. Sie geben auch Sicherheit und Schutz. Und das nicht nur vor körperlichen Gefahren – sie helfen Ihrem Kind auch, sich in der Welt zurechtzufinden. Ihre Aufgabe als Eltern ist es nun, Ihr Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen. Sie stecken die Grenzen ab, innerhalb derer sich Ihr Kind frei bewegen kann. Geben Sie ihm die Chance, Dinge auszuprobieren und seine eigenen Erfahrungen zu machen. Denn mit Verboten, die aus der ständigen Angst ausgesprochen werden, das Kind könne sich verletzen, tun Sie Ihrem Kind keinen Gefallen. Ein Kind, das immer aufgefangen wird, wenn es versucht, sich vom niedrigen Sofa herunterzukullern, lernt nicht, vorsichtig zu sein, weil es nie die Erfahrung gemacht hat, dass es runterfallen kann. Legen Sie lieber ein großes Kissen oder eine flache Matratze vors Sofa. So lernt es gleichzeitig viel über die Macht der Schwerkraft.
Das erste Aufweisen von Grenzen gegenüber dem Kind erfordert viel Geduld. Es ist wahrscheinlich, dass Ihnen hin und wieder der Geduldsfaden reißt. Vielleicht sind Sie heute einfach anders drauf als gestern oder noch vor einer Stunde. Zum Beispiel lieben Sie es vielleicht, wenn das Kind beim Stillen mit Ihren Haaren spielt; doch manchmal geht es Ihnen auf die Nerven oder es zieht so heftig, dass es wehtut. Das sollten Sie ihm deutlich zeigen, denn dies bedeutet nicht, dass Sie launisch sind. Ihr Kind lernt so, dass Gefühle und Stimmungen nicht immer gleich sind, bei anderen Menschen genauso wenig wie bei ihm selbst.
Machen Sie sich und Ihrem Kind das Leben nicht zu schwer und sprechen Sie nicht zu viele Verbote aus. Sie sollten für sich und Ihre Familie die Regeln aufstellen, die Ihnen wichtig sind. Indem Sie Ihrem Kind erklären, warum Sie etwas verbieten, überprüfen Sie auch vor sich selbst, warum Sie es aussprechen und ob es wirklich notwendig ist. Sie können sich selbst die Frage stellen: „Was kann passieren, wenn ich ihm dies oder jenes erlaube?“ Mit allzu vielen Regeln schränken Sie nicht nur Ihr Kind ein, sondern auch sich selbst. Wenn Sie aber Nein gesagt haben, dann sollte das Verbot auch gelten, solange es sinnvoll ist. Das gibt Ihrem Kind Orientierung. Manche Verbote passen irgendwann nicht mehr – wie der zu kurz gewordene Strampler. Konsequenz um jeden Preis ist kein Zeichen von guter Erziehung, sondern von Unnachgiebigkeit und Härte. Unsicher und haltlos wird ein Kind allerdings, wenn die Erwartungen der Eltern es überfordern oder unberechenbar sind. Wenn sich die Regeln ständig ändern, weiß es nie, was Sie von ihm wollen und wie es sich verhalten soll.