Von Nähe und Loslassen

Um dem Entdeckungsdrang nachgehen zu können, benötigt Ihr Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und das Wissen, dass Sie für es da sind, wenn es Sie braucht.

Kind und Mutter sehen sich voller Liebe an

Bindung: Von Nähe und Loslassen

In Erziehungsratgebern ist oft die Rede von „Bindung“, doch was ist damit eigentlich genau gemeint? Zwischen Ihnen und Ihrem Kind besteht ein unsichtbares, sehr emotionales Band. Besonders wenn ein Kind müde ist, Schmerzen hat, verängstigt oder unsicher ist, sucht es bei Ihnen als Hauptbezugsperson Schutz und Trost.

Gleichzeitig möchte es nun zunehmend seine Umwelt selbstständig erforschen. Sobald ein Kind krabbeln kann, bewegt es sich selbstständig von Ihnen weg, um die unendlichen Weiten des Wohnzimmers zu erkunden.

Um diesem Entdeckungsdrang nachgehen zu können, benötigt Ihr Kind gleichzeitig das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und das Wissen, dass Sie für es da sind, wenn es Sie braucht.

Genauso wichtig ist für Ihr Kind, dass Sie ihm etwas zutrauen und es nicht übermäßig behüten. Für Sie als Eltern besteht also nun die Herausforderung darin, loszulassen und gleichzeitig der sichere Hafen zu sein. So entsteht eine starke Bindung, die das Selbstvertrauen Ihres Kindes ein Leben lang stärkt. Durch Ihr aufmerksames Beobachten und Ihre feinfühlige Unterstützung wird diese Bindung immer stabiler. Ihr Kind lernt, dass Sie es in Notsituationen beschützen, ihm helfen und es nicht im Stich lassen.

Um die Bindung zu Ihrem Kind zu stärken, können Sie Folgendes tun:

  • Seien Sie da, wenn Ihr Kind Sie braucht! Trösten Sie es, aber geben Sie ihm auch die Möglichkeit, seinen Frust allein zu bewältigen. Wenn Sie Ihr Kind aufmerksam beobachten, können Sie immer besser unterscheiden, wann es Ihren Zuspruch und Trost benötigt oder wann Sie noch ein bisschen abwarten können, bevor Sie helfend eingreifen. Ihr Kind wird umso stolzer sein, wenn es das Spielzeug allein erreicht hat, ohne dass Sie es ihm in die Hand drücken.
  • Nehmen Sie sich beim Wickeln oder Füttern Zeit. Sprechen Sie währenddessen mit Ihrem Kind, indem Sie ihm zum Beispiel erzählen, was Sie gerade tun.
  • Auch in Spielsituationen freut sich Ihr Kind, wenn Sie sein Handeln und Tun wahrnehmen und benennen, wie zum Beispiel: „Ah, jetzt hast du den Becher geholt.“
  • Wenn es Ihre körperliche Nähe sucht, schenken Sie Ihrem Kind diese Zuwendung, wann immer es geht, sofort. Im ersten Lebensjahr kann es noch nicht verstehen, dass es warten muss. Dies lernt es erst nach und nach.
  • Möchte es gerade nicht schmusen, dann respektieren Sie auch dies.
  • Unterstützen Sie seine Neugier und lassen Sie Ihr Kind eigene Erfahrungen machen.
  • Wenn Ihr Baby etwas Neues ausprobiert, geben ihm Ihr wohlwollender Blick und Ihre Ermunterung Selbstvertrauen.
  • Hat Ihr Kind eine weitere feste und vertraute Bezugsperson, vielleicht Oma oder Opa oder eine Tagesbetreuungsperson, dann fühlt es sich bei dieser Person auch wohl und sicher. Im ersten Lebensjahr sollten längere Trennungen, zum Beispiel über eine ganze Nacht, jedoch vermieden werden.

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