Bindung und Fremdeln

Trennungsangst ist ganz normal – und ein Vertrauensbeweis. Bei der Eingewöhnung in eine Kindertagesbetreuung sollten Eltern in dieser Phase daher mehr Zeit einplanen.

Baby klammert sich an das Bein der Mutter

Trennungsängste: Warum Fremdeln ein gutes Zeichen ist

Bis vor Kurzem hat Ihr Baby vielleicht noch jeden fremden Menschen freundlich und neugierig angeschaut, doch plötzlich ist damit Schluss. Unbekannte in der U-Bahn oder sogar die eigene Oma bringen Ihr Kind plötzlich zum Weinen. Es wendet seinen Kopf ab und flüchtet in die Arme von Mama oder Papa. Ihr Baby beginnt zu „fremdeln“. Diese Entwicklung ist kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, sie ist ein Zeichen von emotionaler und sozialer Reife Ihres Kindes.

Oft setzt das Fremdeln ein, wenn sich Ihr Baby durch Robben und Krabbeln erstmals von seinen Eltern wegbewegt. Das ist meistens zwischen dem siebten und zwölften Monat der Fall. Diese neu gewonnene Freiheit findet Ihr Baby spannend, aber gleichzeitig macht sie ihm ein wenig Angst. Im Fremdeln äußert sich diese Trennungsangst, denn Ihr Kind lernt immer mehr zwischen vertrauten und fremden Menschen zu unterscheiden. Es entwickelt langsam ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden. Das hat die Natur extra so eingerichtet. Diese Ängste sorgen dafür, dass das Baby stets in der Nähe von vertrauten Menschen bleibt.

Gerade jetzt braucht Ihr Baby die Sicherheit, dass Sie für es da sind. Sie sind sein sicherer Hafen, in den es von seinen anstrengenden und aufregenden Ausflügen zurückkehren kann. Wenn Ihr Kind fremdelt, geben Sie ihm die Geborgenheit und Sicherheit, die es braucht. Sie sind sein*e Beschützer*in, und Ihr Kind möchte Sie mit seinen Ängsten nicht auf die Probe stellen oder ärgern. Haben Sie Geduld mit Ihrem Kind und lassen Sie ihm Zeit, sich auf neue Menschen einzustellen. Akzeptieren Sie, wenn es einfach nicht auf den Arm von der noch so lieben Tante möchte. Nehmen Sie seine Ängste ernst und trösten Sie es, aber versuchen Sie nicht, alles Fremde und Ungewohnte von ihm fernzuhalten. Wenn Sie entspannt bleiben, kann auch Ihr Kind sich beruhigen.

Wenn Ihr Kind fremdelt, zeigt es damit auch, dass es Ihnen vertraut und sich geborgen und sicher fühlt. Auch die Persönlichkeit hat Einfluss darauf, wie sich Ihr Kind gegenüber fremden Menschen verhält. Kinder, die es gewohnt sind, von vielen verschiedenen Menschen umgeben zu sein, fremdeln meist weniger.

Wenn Sie in der Phase des Fremdelns damit beginnen, Ihr Kind einer Tagesbetreuungsperson oder einer Kinderkrippe anzuvertrauen, braucht das mehr Zeit. In Ihrer Anwesenheit bauen sich das Vertrauen und eine Beziehung zu dem neuen Menschen und der neuen Umgebung langsam auf.

Auffällig ist, dass Babys nicht gegenüber anderen Kindern fremdeln. In diesem Alter geraten Babys geradezu in freudige Aufregung, wenn sie mit ihresgleichen zusammenkommen: Da ist jemand, der nicht riesengroß ist, sondern die gleichen kleinen Füßchen hat und auch die gleichen Laute von sich gibt! Das ist eine große Hilfe für Ihr Kind bei der Eingewöhnung!

Weitere Themen im siebten Elternbrief

Robben, Krabbeln und Sitzen

Jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo – und seine eigene Technik, sich fortzubewegen. Durch das Sitzen hat Ihr Baby eine neue Sichtweise auf seine Umgebung.

Checkliste: Kindersichere Wohnung

Steckdosen, Treppen oder Schubläden: Tipps für ein kindersicheres Zuhause.

Sprechen und verstehen lernen

Jedes Kind hat sein eigeneWie Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes unterstützen können und worauf man bei Mehrsprachigkeit achten sollte. Entwicklungstempo – und seine eigene Technik, sich fortzubewegen. Durch das Sitzen hat Ihr Baby eine neue Sichtweise auf seine Umgebung.