Alles rund ums Spielen

Ob Bauklotz oder Schneebesen: In den Händern von Kinder wird alles zum Spielzeug. Warum Spielen für die körperliche und geistige Entwicklung so wichtig ist.

Zwei Kinder spielen mit Bauklötzen und Spielzeugauto

Das ganze Leben ist ein Spiel

Wie wichtig das Spielen für die Entwicklung Ihres Kindes ist, können Sie spüren, wenn Sie beobachten, wie sehr es mit Hingabe in sein Spiel vertieft ist.

Wenn es zum Beispiel mit Holzklötzchen spielt, macht ihm das nicht nur Freude, sondern es erfährt dabei viele wichtige Dinge: Wie fühlt sich Holz an? Wie hört es sich an, wenn ich mit dem Klötzchen auf etwas klopfe? Was passiert, wenn ich den Turm, den Mama oder Papa gebaut hat, wieder einstürzen lasse? Es erforscht beim Spielen, wie Gegenstände beschaffen sind, und lernt somit, Dinge zu unterscheiden. Warum rollt ein Ball, aber ein Klotz zum Beispiel nicht?

Auch die körperliche Entwicklung wird durch das Spielen unterstützt. Wenn Ihr Kind einem Ball hinterherkrabbelt, -robbt oder -läuft, dann übt es dabei wichtige Bewegungen. Genauso spielerisch lernt es, wenn es mit den Händen oder Fingern gezielt nach einem Spielzeug greift. Ihr Kind wird nicht müde, diese Spiele immer und immer wieder zu wiederholen. Und genau das bringt den wichtigen Lerneffekt.

Beim Spielen lernt Ihr Kind nicht nur seinen Körper einzusetzen, sondern auch mit Gefühlen umzugehen. Hier ist die liebevolle Begleitung von Ihnen als Eltern wichtig. Wenn ein Spiel noch nicht so klappt, wie es Ihr Kind gerne möchte, ärgert es sich vielleicht furchtbar darüber. Nehmen Sie seinen Frust dann genauso ernst, wie Sie sich mit ihm freuen, wenn ihm etwas gelingt.

Doch nicht nur die eigenen Gefühle werden für Kinder beim Spiel sichtbar, sie erfahren auch, wie andere Menschen reagieren. So machen sie die wichtige Erfahrung, dass nicht alle Menschen gleich sind. Während Oma immer wieder aufs Neue dasselbe Bilderbuch anschaut, hat Mama vielleicht nach dem zweiten Mal keine Lust mehr. Kinder lernen so, ihre Bezugspersonen wahrzunehmen, und auch, was sie selbst bei unterschiedlichen Menschen auslösen oder bewirken können. Ihr Kind erfährt aber auch, dass es „Spielregeln“ in seinem Leben gibt. Zum Beispiel, dass die Steckdose zwar wahnsinnig interessant ist, aber nicht angefasst werden darf. Diese Regeln versteht Ihr Kind nicht gleich beim ersten Mal und es wird daher immer wieder testen, ob sie noch gelten.

Spielregeln werden später beim gemeinsamen Spielen mit anderen Kindern eine wichtige Rolle einnehmen. Mit knapp einem Jahr spielen Kinder eher noch neben- als miteinander. Das heißt aber nicht, dass sie sich untereinander nicht wahrnehmen. Im Gegenteil: Manche Kinder trösten bereits andere und zeigen so Mitgefühl. Dabei ahmen sie in erster Linie das Verhalten von Erwachsenen nach. Kinder in diesem Alter haben noch nicht die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen einzufühlen. Sie können noch nicht verstehen, warum jemand weint oder traurig ist.

Sie wollen doch nur spielen: Was Eltern tun können

Alle Kinder überall auf der Welt, egal welches Geschlecht, welche Kultur oder welchen Entwicklungsstand sie haben, spielen von ganz allein. Es liegt sozusagen in ihrer Natur. Alles, was Ihr Kind in die Hände bekommt, sieht, hört oder fühlt, wird zum Spielzeug. Sie als Eltern sollten daher vor allem dafür sorgen, dass Ihr Kind genügend Zeit und Möglichkeiten zum Spielen hat. Lassen Sie Ihr Kind, wann immer es möglich ist, Dinge ausprobieren und erleben, und greifen Sie nur wenn nötig ein. Zwischen 10 und 15 Monaten zeigen Kinder eine große Vorliebe für das Ein- und Ausräumen von Behältern jeglicher Art, Küchenschränken und Bücherregalen. Geben Sie ihm diese Möglichkeit, wenn es geht und für Ihr Kind nicht gefährlich ist. Das funktioniert am besten, wenn Sie schon vorher eine Umgebung schaffen, in der Ihr Kind sich nicht verletzen oder etwas kaputt machen kann. Mit dem teuren Porzellan sollten Sie es also eher nicht spielen lassen, aber die Plastikschüsseln in der Küchenschublade sind für Ihr Kind mindestens genauso interessant. Lassen Sie Ihr Kind in seinem Tempo die Welt erforschen. Staunen Sie über seine Neugierde und mit ihm über seine Erlebnisse und Erkenntnisse.

Kinder, auch Babys, wollen und können sich allein beschäftigen. Gleichzeitig brauchen sie aber auch dann und wann Spielpartner*innen, Vater, Mutter oder andere Kinder. Meist stellen sich Eltern gefühlsmäßig richtig auf das Spiel des Kindes ein. Ein gutes Zeichen, ob ein Spielangebot dem Entwicklungsstand des Kindes entspricht oder nicht, ist die erste Reaktion Ihres Kindes: Beobachtet es gespannt und mit freudigem Gesichtsausdruck, was Sie tun, findet es das vorgeschlagene Spiel spannend. Bleibt es jedoch lustlos oder abweisend, ist es entweder über- oder unterfordert. Es hat auch Spaß daran, wenn Sie auf sein Spiel „antworten“, es aufgreifen und nachahmen. Dann fühlt es sich wichtig und ernst genommen.

Beobachten Sie, für was sich Ihr Kind interessiert, und sprechen Sie mit ihm. Indem Sie die Spielzeuge, Farben, Formen und Handlungen benennen, unterstützen Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes. Wenn es zum Beispiel begeistert mit dem Finger auf etwas im Wohnzimmer zeigt, dann erzählen Sie, was das für ein Gegenstand ist: „Da, schau, das ist eine grüne Pflanze.“ Auch wenn es noch nicht mit Worten antworten kann, so versteht es schon mehr, als Sie vielleicht denken. Warten Sie, ob Ihr Kind auf Ihre Ansprache vielleicht mit einem Blick, einem Kopfschütteln oder einem Nicken reagiert.

Sie brauchen nicht ständig neue Spielideen aus dem Hut zu zaubern oder Ihrem Kind sogenannte Lernspiele zu präsentieren. Es freut sich viel mehr, wenn Sie das Spielen in Ihren Alltag einbauen. Aus einem Karton lässt sich wunderbar eine Krabbelhöhle bauen. Wenn in der Küche gekocht wird, geben Sie Ihrem Kind einen Holzlöffel, damit es nachmachen kann, was die Erwachsenen tun. Denn auch das ist eine Art, wie es lernt: durch Nachahmung.

Kleine Nachmacher: Ich mach das, was du machst

Ein beliebtes Spiel für Kinder ist es, all das nachzuahmen, was Erwachsene tun. Ihr Kind macht „winke, winke“ zum Abschied, klatscht in die Hände oder schüttelt entschieden sein Köpfchen, um „Nein!“ zu sagen. Es kopiert das Verhalten von Ihnen und den Menschen in seiner Umgebung. Interessant sind daher nun alle Gegenstände, mit denen sich Erwachsene beschäftigen. Es bürstet sich die Haare oder hält sich das Telefon ans Ohr. Möchte Ihr Kind, dass Sie sich an seinen Spielen beteiligen, dann wird es Sie dazu einladen, ansonsten lassen Sie es ruhig allein spielen. Grundsätzlich gilt: Was ein Spiel ist, bestimmt das Kind und nicht der Erwachsene. Kinder auf der ganzen Welt haben zu allen Zeiten mit den Gegenständen gespielt, mit denen die Erwachsenen in ihrer Umgebung hantierten. Je wichtiger die Erwachsenen diese Dinge nahmen, desto interessanter waren sie für die Kinder!

Smartphones gehören zu unserem Leben dazu, und natürlich finden Kinder das Gerät spannend. Wenn alle Erwachsenen ständig fasziniert ins Handy schauen, muss das sicher etwas ganz Großartiges sein. Versuchen Sie daher, in Gegenwart Ihres Kindes das Smartphone so wenig wie möglich zu nutzen, damit Sie die Signale Ihres Kindes wahrnehmen können. Um es zu beschäftigen oder abzulenken, kommt man schnell in die Versuchung, ihm das Smartphone zu geben. Animierte Videos oder gar Baby-Apps sind in diesem Alter jedoch ungeeignet. Die schnellen Bild- und Farbwechsel können Kinder noch nicht richtig verarbeiten.

Gemeinsam können Sie sich natürlich einmal für ein paar Minuten Fotos anschauen oder die Oma per Videocall anrufen, aber geben Sie das Smartphone nie Ihrem Kind alleine in die Hand. In diesem Alter sind echte Erlebnisse für Ihr Kind sowieso viel spannender als digitale Welten auf dem Handy.

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